Übersicht:
- Das Wichtigste in Kürze
- Mängelrechte beim Gebrauchtwagenkauf: Was Käufer bei Rostschäden wissen müssen
- Der Fall vor Gericht
- Die Schlüsselerkenntnisse
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
- Wann gilt ein Rostschaden am Endschalldämpfer rechtlich als Fahrzeugmangel?
- Welche Rechte hat der Käufer bei Rostschäden am Endschalldämpfer?
- Welche Beweismittel sind bei einem Rechtsstreit wegen Rostschäden erforderlich?
- Wie hoch sind die Erfolgsaussichten einer Klage wegen Rostschäden am Endschalldämpfer?
- Welche Kosten entstehen bei einem Rechtsstreit wegen Rostschäden?
- Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt
- Wichtige Rechtsgrundlagen
- Das vorliegende Urteil
Das Wichtigste in Kürze
- Gericht: Amtsgericht Aachen
- Datum: 29.07.2021
- Aktenzeichen: 107 C 168/21
- Verfahrensart: Zivilverfahren
- Rechtsbereiche: Kaufrecht, Zivilprozessrecht
Beteiligte Parteien:
- Kläger: Der Käufer des Fahrzeugs VW Golf GTI, der einen Mängelbeseitigungsanspruch geltend macht.
- Beklagte: Das Autohaus, bei dem der Kläger das Fahrzeug erworben hat. Sie berufen sich auf die Einrede der Verjährung und beantragen die Abweisung der Klage.
Um was ging es?
- Sachverhalt: Der Kläger erwarb von der Beklagten ein Fahrzeug und macht einen Mängelbeseitigungsanspruch wegen Korrosion am Endschalldämpfer geltend. Der Kläger fordert, dass die Beklagte den Endschalldämpfer austauscht und ihn von vorgerichtlichen Anwaltskosten freistellt.
- Kern des Rechtsstreits: Ob die Korrosion am Endschalldämpfer einen Mangel darstellt, der einen Anspruch auf kostenfreie Mängelbeseitigung begründet.
Was wurde entschieden?
- Entscheidung: Die Klage wurde abgewiesen, und der Kläger trägt die Kosten des Rechtsstreits sowie des selbständigen Beweisverfahrens.
- Begründung: Das Gericht entschied, dass die Korrosion am Endschalldämpfer keinen Mangel im Sinne der kaufrechtlichen Vorschriften darstellt, da sie auf natürlichen Umwelteinflüssen wie Temperaturentwicklung und Umwelteinflüssen basiert.
- Folgen: Der Kläger hat keinen Anspruch auf Mängelbeseitigung. Die Beklagte kann vorläufig vollstrecken, es sei denn, der Kläger leistet Sicherheit. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.
Mängelrechte beim Gebrauchtwagenkauf: Was Käufer bei Rostschäden wissen müssen
Der Gebrauchtwagenkauf kann für viele Käufer eine spannende, jedoch auch herausfordernde Angelegenheit sein. Oftmals sind die Fahrzeuge nicht in dem Zustand, den man beim Kauf erwarten würde. Insbesondere der Zustand des Fahrzeugs hinsichtlich Mängeln wie Verrostungen am Endschalldämpfer kann zu ernsten Problemen führen. Käufer sollten sich mit dem Mängelrecht und den Regelungen im Kaufrecht vertraut machen, um ihre Kundenrechte zu wahren und sich gegen mögliche Fahrzeugmängel abzusichern.
Eine sorgfältige Fahrzeugüberprüfung, einschließlich der Fahrzeughistorie und einer gründlichen Fahrzeuginspektion, ist entscheidend. Diese Maßnahmen helfen, das Risiko von unerwarteten Mängeln zu minimieren. Im folgenden Abschnitt wird ein konkreter Fall vorgestellt, der sich mit den rechtlichen Konsequenzen bei Rostschäden am Endschalldämpfer beschäftigt und wie Käufer in solchen Situationen ihre Rechte geltend machen können.
Der Fall vor Gericht
Rostende Auspuffanlage: Klage gegen VW-Händler scheitert

Der Besitzer eines VW Golf GTI scheiterte vor dem Amtsgericht Aachen mit seiner Klage gegen einen Volkswagen-Händler. Im Zentrum des Rechtsstreits stand ein verrosteter Endschalldämpfer der Auspuffanlage des Neuwagens. Der Kläger forderte den kompletten Austausch des Endschalldämpfers auf Kosten des Händlers, konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen.
Verrostete Auspuffanlage als behaupteter Fahrzeugmangel
Der Fahrzeugbesitzer hatte den VW Golf GTI (Typ 5G19UX) als Neuwagen bei dem beklagten VW-Händler erworben. Nach einiger Zeit stellte er Korrosionsschäden am Endschalldämpfer fest. Er verlangte daraufhin vom Händler, den betroffenen Teil der Auspuffanlage bei der Firma J. GmbH in C. oder alternativ in der Werkstatt des Beklagten durch einen neuen serienmäßigen Endschalldämpfer ersetzen zu lassen. Zusätzlich forderte er die Erstattung vorgerichtlicher Anwaltskosten in Höhe von 147,56 Euro.
Sachverständigengutachten klärt Ursache der Rostbildung
Ein vom Amtsgericht Oberhausen in Auftrag gegebenes Sachverständigengutachten spielte eine zentrale Rolle in der rechtlichen Bewertung des Falls. Der Gutachter X. kam in seiner Untersuchung vom 5. Dezember 2018 zu dem Ergebnis, dass die Korrosion am Endschalldämpfer auf natürliche Ursachen zurückzuführen sei. Konkret nannte der Sachverständige die typische Temperaturentwicklung am Endschalldämpfer in Kombination mit verschiedenen Umwelteinflüssen. Dazu gehörten die Einwirkung von Sauerstoff aus der Umgebungsluft sowie weitere Faktoren wie Salze und Wasser.
Gericht verneint Mangel am Fahrzeug
Das Amtsgericht Aachen wies die Klage vollständig ab. In der Urteilsbegründung stützte sich das Gericht maßgeblich auf die Feststellungen des Sachverständigen. Die Richter verneinten einen Mangel am Fahrzeug im Sinne der §§ 433, 434, 437, 439 BGB, da die Rostbildung am Endschalldämpfer auf natürlichen und unvermeidbaren Prozessen beruhe. Die gesamten Verfahrenskosten, einschließlich der Kosten des vorherigen selbständigen Beweisverfahrens vor dem Amtsgericht Oberhausen, wurden dem Kläger auferlegt. Das Urteil wurde für vorläufig vollstreckbar erklärt, wobei beide Parteien die Möglichkeit erhielten, die Vollstreckung gegen eine Sicherheitsleistung in Höhe von 120 Prozent des vollstreckbaren Betrages abzuwenden.
Die Schlüsselerkenntnisse
Das Urteil stellt klar, dass eine normale Korrosion am Endschalldämpfer eines Fahrzeugs, die durch übliche Umwelteinflüsse wie Temperatur, Sauerstoff, Salze und Wasser entsteht, keinen Mangel im rechtlichen Sinne darstellt. Die Quintessenz ist, dass natürliche Verschleißerscheinungen an Fahrzeugteilen, die den normalen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, vom Käufer hingenommen werden müssen und keine Gewährleistungsansprüche begründen.
Was bedeutet das Urteil für Sie?
Als Fahrzeugbesitzer müssen Sie damit rechnen, dass bestimmte Verschleißerscheinungen wie Rost am Endschalldämpfer als normal eingestuft werden und Sie dafür keine Reparatur oder Ersatz vom Verkäufer verlangen können. Bevor Sie rechtliche Schritte wegen vermeintlicher Mängel einleiten, sollten Sie prüfen lassen, ob es sich um normale Alterungserscheinungen handelt, um unnötige Prozesskosten zu vermeiden. Dies gilt besonders für Bauteile, die ständig Witterung und anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind – hier müssen Sie mit natürlichem Verschleiß rechnen.
Ihr Fahrzeug, Ihre Rechte: Sichern Sie sich ab.
Rost am Endschalldämpfer? Streit mit dem Händler über die Gewährleistung? Bevor Sie voreilig handeln und hohe Kosten riskieren, lassen Sie sich rechtlich beraten. Wir helfen Ihnen, die Sachlage zu klären und Ihre Rechte als Käufer durchzusetzen. Sprechen Sie uns an, wir unterstützen Sie gerne.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wann gilt ein Rostschaden am Endschalldämpfer rechtlich als Fahrzeugmangel?
Ein Rostschaden am Endschalldämpfer gilt nur dann als rechtlicher Sachmangel, wenn die Korrosion für den konkreten Fahrzeugtyp ungewöhnlich stark ist und vom typischen Verschleißbild abweicht.
Normaler Verschleiß
Bei älteren Gebrauchtwagen sind Rostschäden am Auspuff als normale Verschleißerscheinung einzustufen. Dies gilt insbesondere bei:
- Fahrzeugen ab etwa 10 Jahren Alter
- Laufleistungen über 80.000 Kilometer
- Mehreren Vorbesitzern
Abgrenzung zum Sachmangel
Ein Sachmangel liegt vor, wenn die Korrosion:
- Die Verkehrssicherheit beeinträchtigt
- Ungewöhnlich stark für Alter und Fahrzeugtyp ausfällt
- Deutlich vom typischen Verschleißbild vergleichbarer Fahrzeuge abweicht
Rechtliche Konsequenzen
Wird ein Rostschaden als normaler Verschleiß eingestuft, können keine Gewährleistungsansprüche geltend gemacht werden. Das Risiko für altersbedingten Verschleiß trägt grundsätzlich der Käufer. Selbst wenn sich daraus in absehbarer Zeit ein Erneuerungsbedarf ergibt, berechtigt dies nicht zum Rücktritt vom Kaufvertrag.
Bei einem nachgewiesenen Sachmangel besteht zunächst nur ein Anspruch auf Reparatur, nicht auf Rückgabe des Fahrzeugs. Ein Rücktritt vom Kaufvertrag kommt nur bei erheblichen Mängeln in Betracht.
Welche Rechte hat der Käufer bei Rostschäden am Endschalldämpfer?
Bei Rostschäden am Endschalldämpfer eines Gebrauchtwagens haben Sie als Käufer bestimmte Rechte, die jedoch von verschiedenen Faktoren abhängen.
Normaler Verschleiß oder Sachmangel?
Zunächst ist zu klären, ob die Rostschäden als normaler Verschleiß oder als Sachmangel einzustufen sind. Bei einem älteren Gebrauchtwagen gelten Rostschäden am Auspuff in der Regel als normaler Verschleiß und begründen keinen Sachmangel. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass bei einem fast zehn Jahre alten Kleinwagen mit mehreren Vorbesitzern auch erhebliche Durchrostungen an der Auspuffanlage als normaler Verschleiß anzusehen sind.
Ihre Rechte bei einem Sachmangel
Sollten die Rostschäden jedoch über das altersgemäße Maß hinausgehen oder die Verkehrssicherheit beeinträchtigen, können Sie folgende Rechte geltend machen:
- Nacherfüllung: Sie können vom Verkäufer zunächst eine Reparatur oder den Austausch des mangelhaften Teils verlangen.
- Minderung: Schlägt die Nacherfüllung fehl, können Sie den Kaufpreis mindern. Die Höhe der Minderung orientiert sich an den Reparaturkosten.
- Rücktritt: Bei erheblichen Mängeln können Sie vom Kaufvertrag zurücktreten. Ein Mangel gilt als erheblich, wenn die Reparaturkosten 5% des Kaufpreises übersteigen.
- Schadensersatz: In bestimmten Fällen können Sie auch Schadensersatz fordern, etwa für selbst verauslagte Reparaturkosten.
Beweislast und Fristen
Wenn Sie den Mangel innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Kauf entdecken, wird vermutet, dass er bereits bei der Übergabe vorhanden war (§ 477 BGB). Diese Frist soll ab dem 01.01.2022 auf zwölf Monate verlängert werden. Nach Ablauf dieser Frist müssen Sie als Käufer beweisen, dass der Mangel bereits bei der Übergabe vorlag.
Besonderheiten beim Privatverkauf
Beim Kauf von Privat gelten andere Regeln. Hier können Gewährleistungsrechte in der Regel ausgeschlossen werden. Eine Ausnahme besteht, wenn der Verkäufer Mängel arglistig verschwiegen hat.
Wenn Sie einen Gebrauchtwagen kaufen, sollten Sie besonders auf den Zustand des Auspuffs achten. Lassen Sie sich im Zweifel vom Verkäufer schriftlich bestätigen, in welchem Zustand sich der Auspuff befindet. So können Sie Ihre Rechte im Falle eines Mangels besser durchsetzen.
Welche Beweismittel sind bei einem Rechtsstreit wegen Rostschäden erforderlich?
Bei einem Rechtsstreit über Rostschäden an einem Gebrauchtwagen, insbesondere am Endschalldämpfer, ist es entscheidend, den Zustand des Fahrzeugs zum Zeitpunkt der Übergabe nachzuweisen. Die Beweislast liegt in der Regel beim Käufer.
Wichtige Beweismittel
- Sachverständigengutachten:
- Ein Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen ist oft das wichtigste Beweismittel. Es dokumentiert den Zustand des Fahrzeugs und bewertet, ob die Rostschäden als normale Alterserscheinung oder als Sachmangel im Sinne von § 434 BGB einzustufen sind.
- Beispiel: Wenn der Rost am Endschalldämpfer ungewöhnlich stark ist und nicht dem Alter oder der Fahrzeugart entspricht, könnte dies als Mangel gewertet werden.
- Fotodokumentation:
- Fotos sind ein einfaches und effektives Mittel zur Beweissicherung. Sie sollten den Rostbefall klar und detailliert zeigen.
- Wichtig: Notieren Sie, wann und von wem die Fotos aufgenommen wurden, um ihre Glaubwürdigkeit zu sichern.
- Zeugenaussagen:
- Personen, die den Zustand des Fahrzeugs bei der Übergabe gesehen haben, können als Zeugen aussagen. Ihre Aussagen können den Zustand des Fahrzeugs und mögliche Hinweise auf Mängel bestätigen.
- Kaufvertrag und Vereinbarungen:
- Der Kaufvertrag sollte geprüft werden, um festzustellen, ob bestimmte Eigenschaften (z. B. „rostfrei“) zugesichert wurden oder ob Mängel offengelegt wurden.
- Reparatur- und Wartungshistorie:
- Dokumente über frühere Reparaturen oder Wartungen können Aufschluss darüber geben, ob der Rost bereits vor dem Kauf vorhanden war oder durch unsachgemäße Pflege entstanden ist.
Hinweise zur Beweissicherung
- Zeitnahe Dokumentation: Erfassen Sie den Zustand des Fahrzeugs möglichst bald nach der Übergabe.
- Unabhängige Gutachter: Ziehen Sie einen neutralen Sachverständigen hinzu, um die Objektivität der Beweise zu gewährleisten.
- Vorsicht bei Eigenaufnahmen: Fotos sollten idealerweise von einer unbeteiligten Person aufgenommen werden, um deren Verwertbarkeit im Prozess zu erhöhen.
Rechtliche Grundlagen
Nach § 434 BGB liegt ein Sachmangel vor, wenn das Fahrzeug nicht die vereinbarte Beschaffenheit hat oder sich nicht für die gewöhnliche Verwendung eignet. Der Käufer muss beweisen, dass der Mangel bereits bei Übergabe vorlag. Innerhalb der ersten sechs Monate nach Kauf gilt jedoch eine Beweislastumkehr zugunsten des Käufers (§ 477 BGB), sofern es sich um einen Verbrauchsgüterkauf handelt.
Beispiel aus der Praxis
Ein Käufer bemerkt nach dem Gebrauchtwagenkauf starken Rost am Endschalldämpfer. Ein Sachverständiger stellt fest, dass dieser Rost für das Alter und die Fahrzeugart untypisch ist. Mit Hilfe von Fotos und Zeugenaussagen kann der Käufer nachweisen, dass der Schaden bereits bei Übergabe bestand. In diesem Fall könnte er Ansprüche auf Nachbesserung oder Minderung geltend machen.
Wie hoch sind die Erfolgsaussichten einer Klage wegen Rostschäden am Endschalldämpfer?
Die Erfolgsaussichten einer Klage wegen Rostschäden am Endschalldämpfer eines Gebrauchtwagens sind in der Regel gering. Gerichte betrachten Rostschäden am Auspuff bei älteren Gebrauchtfahrzeugen meist als normalen Verschleiß und nicht als Sachmangel.
Gerichtliche Bewertung von Rostschäden
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einem wegweisenden Urteil entschieden, dass erhebliche Durchrostungen an der Auspuffanlage bei einem fast zehn Jahre alten Kleinwagen mit mehreren Vorbesitzern als normaler Verschleiß anzusehen sind. Dies gilt insbesondere, wenn keine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit vorliegt.
Wenn Sie einen Gebrauchtwagen erworben haben und Rostschäden am Endschalldämpfer feststellen, müssen Sie beachten:
- Das Alter des Fahrzeugs spielt eine entscheidende Rolle. Je älter das Auto, desto eher werden Rostschäden als normal angesehen.
- Die Laufleistung ist ebenfalls relevant. Bei hoher Kilometerleistung sind Verschleißerscheinungen erwartbar.
- Die Anzahl der Vorbesitzer kann die Beurteilung beeinflussen, da unterschiedliche Nutzungs- und Pflegegewohnheiten angenommen werden.
Faktoren für den Prozesserfolg
Um in einem Rechtsstreit erfolgreich zu sein, müssten Sie nachweisen, dass:
- Der Rostschaden bereits bei Übergabe des Fahrzeugs vorlag.
- Es sich um eine ungewöhnlich starke Durchrostung handelt, die über den normalen Verschleiß hinausgeht.
- Die Verkehrssicherheit durch den Rostschaden beeinträchtigt ist.
- Der Schaden nicht dem Alter und der Laufleistung des Fahrzeugs entspricht.
Typische Gerichtsentscheidungen
Gerichte tendieren dazu, Klagen wegen Rostschäden am Auspuff abzuweisen, wenn es sich um ältere Gebrauchtwagen handelt. Das Amtsgericht Pankow-Weißensee beispielsweise wies die Ansprüche einer Klägerin zurück, die Rostschäden an ihrem 12 Jahre alten Fahrzeug mit einer Laufleistung von über 277.000 km beanstandete.
Bedenken Sie, dass Gerichte bei der Beurteilung von Gebrauchtwagen eine realistische Erwartungshaltung anlegen. Wenn Sie einen älteren Gebrauchtwagen erwerben, müssen Sie mit gewissen Abnutzungserscheinungen rechnen. Ein durchgerosteter Auspuff wird bei einem fast zehnjährigen Auto mit über 80.000 km Laufleistung als normal angesehen und berechtigt nicht zum Rücktritt vom Kaufvertrag.
Rechtliche Grundlagen
Die rechtliche Beurteilung basiert auf § 434 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), der die Sachmängelhaftung regelt. Ein Mangel liegt vor, wenn die Sache nicht die vereinbarte Beschaffenheit hat oder sich nicht für die gewöhnliche Verwendung eignet. Bei Gebrauchtwagen wird jedoch ein gewisser Verschleiß als normal angesehen und fällt nicht unter die Sachmängelhaftung.
Wenn Sie dennoch eine Klage in Erwägung ziehen, sollten Sie die Kosten und Risiken sorgfältig abwägen. Die Rechtsprechung zeigt, dass die Hürden für einen erfolgreichen Prozess in solchen Fällen hoch sind. Eine genaue Dokumentation des Fahrzeugzustands bei Übergabe und ein unabhängiges Gutachten könnten Ihre Position stärken, garantieren aber keinen Erfolg vor Gericht.
Welche Kosten entstehen bei einem Rechtsstreit wegen Rostschäden?
Die Kosten eines Rechtsstreits wegen Rostschäden setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen und richten sich nach dem Streitwert, also dem Wert der Reparatur oder Wertminderung durch den Rostschaden.
Gerichts- und Anwaltskosten
Bei einem Streitwert von 10.000 Euro entstehen in der ersten Instanz Gesamtkosten von etwa 4.500 Euro. Diese setzen sich zusammen aus den Gerichtskosten, den eigenen Anwaltskosten und den gegnerischen Anwaltskosten. Sollte der Prozess in die zweite Instanz gehen, erhöhen sich die Kosten auf etwa 9.700 Euro.
Gutachterkosten
Ein Sachverständigengutachten ist bei Rostschäden meist unverzichtbar. Gutachter können je nach Schwierigkeit des Falls 65 bis 100 Euro pro Stunde berechnen. Das Gericht verlangt in der Regel einen Vorschuss, bevor ein Sachverständiger beauftragt wird.
Kostenverteilung
Wenn Sie den Prozess verlieren, müssen Sie sämtliche Kosten tragen – also nicht nur die eigenen Kosten, sondern auch die Gerichtskosten und die Kosten des gegnerischen Anwalts. Bei teilweisem Erfolg werden die Kosten anteilig verteilt. Wenn Sie beispielsweise 1.000 Euro einklagen und das Gericht Ihnen nur 700 Euro zuspricht, müssen Sie 30% der Kosten tragen, während die Gegenseite 70% übernehmen muss.
Beweislast und Fristen
In den ersten 12 Monaten nach der Fahrzeugübergabe (bei Verträgen ab 1. Januar 2022) wird zu Ihren Gunsten vermutet, dass der Rostschaden bereits bei der Übergabe vorhanden war. Nach Ablauf dieser Frist müssen Sie selbst beweisen, dass der Mangel von Anfang an bestand. Ein Beispielfall zeigt: Bei einem für 13.000 Euro gekauften Vorführwagen wurden die Reparaturkosten für Rostschäden in Höhe von 2.160 Euro vom Gericht zugesprochen.
Die Kosten können sich erheblich reduzieren, wenn es zu einer außergerichtlichen Einigung kommt. In diesem Fall fällt eine Einigungsgebühr von 1,5 Gebühren an, während bei einer gerichtlichen Einigung 1,0 Gebühren berechnet werden.
Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.
Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt
Mangel (im Kaufrecht)
Ein Mangel liegt vor, wenn die Ist-Beschaffenheit einer Kaufsache von der Soll-Beschaffenheit negativ abweicht. Nach § 434 BGB ist eine Sache mangelfrei, wenn sie bei Gefahrübergang die vereinbarte Beschaffenheit aufweist oder sich für die gewöhnliche Verwendung eignet. Bei Fahrzeugen kann ein Mangel beispielsweise ein technischer Defekt oder eine ungewöhnliche Abnutzung sein, die den Wert oder die Tauglichkeit erheblich mindert. Nicht jede Abweichung vom Idealzustand stellt jedoch einen Mangel dar – normale Verschleißerscheinungen oder alterstypische Defekte gelten meist nicht als Mangel.
Sachverständigengutachten
Eine fachliche Beurteilung durch einen vom Gericht bestellten, unabhängigen Experten zu technischen, medizinischen oder anderen Sachfragen. Im Zivilprozess dient es als wichtiges Beweismittel nach § 402 ff. ZPO. Der Sachverständige untersucht den Streitgegenstand und erstellt eine neutrale, fachliche Bewertung. Bei Fahrzeugstreitigkeiten beurteilt er beispielsweise technische Mängel, Unfallschäden oder Wertminderungen. Das Gericht ist an die Einschätzung des Gutachters nicht gebunden, folgt ihr aber häufig.
Selbständiges Beweisverfahren
Ein gerichtliches Verfahren nach §§ 485 ff. ZPO, das vor einem Hauptprozess durchgeführt werden kann, um Beweise zu sichern oder den Zustand einer Sache festzustellen. Es dient der vorsorglichen Beweissicherung, wenn zu befürchten ist, dass Beweise später verloren gehen oder ihre Erhebung erschwert wird. Bei Fahrzeugmängeln kann so der aktuelle Zustand dokumentiert werden, bevor Reparaturen erfolgen. Die Ergebnisse können in einem späteren Hauptprozess verwendet werden.
Vorläufige Vollstreckbarkeit
Eine gerichtliche Anordnung nach §§ 708 ff. ZPO, die es dem Gläubiger erlaubt, aus einem Urteil die Zwangsvollstreckung zu betreiben, obwohl das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Der Schuldner kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung (meist Geldhinterlegung) abwenden. Dies ist wichtig bei langwierigen Verfahren, damit der Gläubiger nicht zu lange auf die Durchsetzung seiner Ansprüche warten muss. Die Höhe der Sicherheitsleistung wird vom Gericht festgelegt.
Vorgerichtliche Anwaltskosten
Kosten für die anwaltliche Vertretung, die vor Einleitung eines Gerichtsverfahrens entstehen, z.B. für Beratung, Schriftverkehr oder außergerichtliche Verhandlungen. Diese Kosten können nach § 249 BGB als Schadensersatz vom Gegner verlangt werden, wenn sie zur Rechtsverfolgung notwendig waren. Die Höhe richtet sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). Bei erfolglosen Klagen müssen diese Kosten jedoch selbst getragen werden.
Wichtige Rechtsgrundlagen
- § 433 BGB (Kaufvertrag): Dieser Paragraph regelt die Pflichten des Verkäufers und des Käufers beim Kaufvertrag. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer die Sache frei von Sach- und Rechtsmängeln zu übergeben und ihm das Eigentum an der Sache zu verschaffen. Der Käufer ist verpflichtet, den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen. Im vorliegenden Fall ging es um die Frage, ob der Verkäufer (VW-Händler) seine Pflicht zur mangelfreien Übergabe des Fahrzeugs erfüllt hat.
- § 434 BGB (Sachmangel): Hier wird definiert, wann ein Sachmangel vorliegt. Ein Sachmangel liegt vor, wenn die Kaufsache bei Gefahrübergang nicht die vereinbarte Beschaffenheit hat, sich nicht für die gewöhnliche Verwendung eignet oder nicht die übliche Beschaffenheit aufweist, die der Käufer nach Art der Sache erwarten kann. Im Fall des verrosteten Endschalldämpfers musste geprüft werden, ob der Rostbefall über das übliche Maß hinausging und damit einen Sachmangel darstellte.
- § 437 BGB (Rechte des Käufers bei Mängeln): Dieser Paragraph regelt die Rechte des Käufers, wenn ein Sachmangel vorliegt. Der Käufer kann Nacherfüllung (Beseitigung des Mangels oder Lieferung einer mangelfreien Sache) verlangen, vom Vertrag zurücktreten oder den Kaufpreis mindern. Der Kläger im vorliegenden Fall verlangte Nacherfüllung in Form des Austauschs des Endschalldämpfers.
- § 439 BGB (Nacherfüllung): Dieser Paragraph konkretisiert das Recht auf Nacherfüllung. Der Käufer kann grundsätzlich zwischen Nachbesserung (Reparatur) und Nachlieferung (Ersatzlieferung) wählen. Der Verkäufer kann die vom Käufer gewählte Art der Nacherfüllung verweigern, wenn sie nur mit unverhältnismäßigen Kosten möglich ist. Im vorliegenden Fall hätte der Händler den Austausch des Endschalldämpfers verweigern können, wenn dies im Vergleich zu anderen Arten der Nacherfüllung unverhältnismäßig teuer gewesen wäre.
- § 91 ZPO (Kosten des Rechtsstreits): Dieser Paragraph regelt die Kostentragungspflicht im Zivilprozess. Grundsätzlich trägt die unterliegende Partei die Kosten des Rechtsstreits. Da der Kläger im vorliegenden Fall mit seiner Klage abgewiesen wurde, musste er die Kosten des Verfahrens tragen, einschließlich der Kosten des vorangegangenen Beweisverfahrens.
Das vorliegende Urteil
Amtsgericht Aachen – Az.: 107 C 168/21 – Urteil vom 29.07.2021
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