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Gehölzkürzung – Nachbarrechtlicher Anspruch

Eiben, Obstbäume und Holunder: Ein Nachbarschaftsstreit in Karlsruhe eskaliert und landet vor dem Oberlandesgericht. Die streitenden Parteien sind sich uneinig über die zulässige Höhe der Pflanzen und wie diese gemessen werden soll. Das Gericht bestätigt die erstinstanzliche Entscheidung und betont die Bedeutung des natürlichen Wachstums von Gehölzen im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben.

Das Wichtigste: Kurz & knapp

  • Das Urteil befasst sich mit einem Streit zwischen zwei Nachbarn aufgrund von Pflanzen, die auf beiden Grundstücken wachsen und dadurch die Nutzung beeinträchtigen.
  • Der Kläger verlangte die Entfernung von Bambus, der auf sein Grundstück übergreift, sowie Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Ausbreitung.
  • Die Beklagten wünschten wiederum die Entfernung von Efeu und anderen Pflanzen des Klägers, die auf ihr Grundstück wachsen.
  • Das Gericht wies die Berufung der Beklagten zurück und entschied, dass sie für die Kosten des Verfahrens aufkommen müssen.
  • Die Entscheidung betrifft das Nachbarschaftsrecht und die Verantwortung der Grundstückseigentümer für die Pflanzen auf ihrem Grund.
  • Es wurde festgestellt, dass die Beklagten ihrer Pflicht nicht nachgekommen sind, die Ausbreitung der Pflanzen zu kontrollieren.
  • Die Entscheidung verdeutlicht die Bedeutung der Nachbarrechte in Bezug auf Pflanzen und deren Einfluss auf die Grundstücksnutzung.
  • Die vorläufige Vollstreckbarkeit des Urteils ermöglicht dem Kläger sofortige Maßnahmen zur Entfernung des Bambus.
  • Das Gericht entschied, dass kein Raum für eine Revision besteht, was bedeutet, dass das Urteil rechtskräftig ist.
  • Die Auswirkungen des Urteils können zukünftige Konflikte zwischen Nachbarn im Zusammenhang mit Pflanzen und Grundstücksgrenzen beeinflussen.

Gehölzkürzung im Nachbarrecht: Rechte und Pflichten im Konfliktfall erklärt

Im Bereich des Nachbarrechts spielt die Gehölzkürzung oft eine zentrale Rolle, insbesondere wenn es darum geht, Konflikte zwischen Grundstückseigentümern zu klären. Nach den gesetzlichen Bestimmungen haben Nachbarn das Recht, überhängende Äste und Wurzeln von Bäumen und Sträuchern zu kürzen, sofern diese die Grundstücksgrenze überschreiten. Dies bedeutet, dass Eigentümer in der Pflicht sind, ihre Pflanzen so zu pflegen, dass sie die Nachbarn nicht in ihrem Nutzungsrecht einschränken. Ein häufiges Streitthema sind auch die richtigen Abstandsregelungen und die zulässige Pflanzenhöhe, die je nach Kommune unterschiedlich geregelt sein können.

Darüber hinaus können Konflikte mit Nachbarn auch durch Lärm- und Sichtschutz entstehen, wenn etwa hohe Bäume als störend empfunden werden. Das Nachbarrechtsgesetz legt die grundlegenden Rechte und Pflichten von Grundstückseigentümern fest und bietet einen rechtlichen Rahmen für die Gartenpflege in der Nachbarschaft. Die Frage der Gehölzkürzung ist somit nicht nur eine betriebliche, sondern auch eine rechtliche Angelegenheit, die oft zu Unstimmigkeiten führen kann und unter Umständen rechtliche Schritte nach sich zieht. Um die rechtliche Lage besser zu verstehen, wird im Folgenden ein konkreter Fall vorgestellt und analysiert.

Der Fall vor Gericht


Nachbarn streiten um Baumhöhen: OLG Karlsruhe weist Berufung zurück

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat in einem Nachbarschaftsstreit um die Höhe von Bäumen und Sträuchern die Berufung der Beklagten zurückgewiesen.

Nachbarschaftsstreit um Gehölzkürzung und Höhenregelungen
Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat in einem Nachbarschaftsstreit entschieden, dass Eiben keine Höhenbegrenzung haben und Obstbäume maximal 4 Meter hoch sein dürfen, wobei die Messung der Pflanzenhöhe vom Austrittspunkt auf dem eigenen Grundstück erfolgt. (Symbolfoto: Ideogram gen.)

Der Fall drehte sich um mehrere Gehölze auf dem Grundstück des Klägers, die nach Ansicht der Beklagten zu hoch gewachsen waren und zurückgeschnitten werden sollten.

Streit um Eiben, Obstbäume und Holunder

Im Zentrum des Rechtsstreits standen zwei Eiben, zwei Obstbäume und ein Holunder, die laut den Beklagten nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzabstand einhielten. Sie forderten einen Rückschnitt auf Höhen zwischen 1,80 und 4 Metern, gemessen vom Niveau ihres tiefer gelegenen Grundstücks aus.

Gericht: Kein Anspruch auf weiteren Rückschnitt

Das Oberlandesgericht folgte in seinem Urteil weitgehend der Entscheidung des Landgerichts Heidelberg. Es sah keinen Anspruch der Beklagten auf einen weitergehenden Rückschnitt der strittigen Gehölze. Bei den Eiben sei ein möglicher Beseitigungsanspruch bereits verjährt. Zudem gelte für Eiben keine gesetzliche Höhenbegrenzung, sondern nur eine Abstandsregelung zur Grundstücksgrenze.

Obstbäume dürfen bis zu 4 Meter hoch sein

Bezüglich der Obstbäume bestätigte das Gericht die erstinstanzliche Entscheidung, wonach diese auf maximal 4 Meter zurückgeschnitten werden müssen. Eine von den Beklagten geforderte Begrenzung auf 1,80 Meter lehnte das Gericht ab. Es verwies darauf, dass das Nachbarrechtsgesetz für Kern- und Steinobstbäume eine Höhenbegrenzung von 4 Metern vorsieht.

Messung ab Austrittspunkt der Pflanze

Ein wichtiger Streitpunkt war die Frage, von wo aus die Höhe der Pflanzen zu messen sei. Die Beklagten argumentierten, dass aufgrund der Hanglage ihres tiefer gelegenen Grundstücks vom Bodenniveau dort gemessen werden müsse. Das Oberlandesgericht folgte jedoch der Auffassung des Landgerichts: Maßgeblich sei der Austrittspunkt der Pflanze aus dem Boden auf dem Grundstück des Klägers. Eine Messung vom tiefer gelegenen Nachbargrundstück aus würde dem Zweck des Gesetzes widersprechen, einen Ausgleich zwischen den Interessen beider Grundstückseigentümer zu schaffen.

Bedeutung für Nachbarschaftsstreitigkeiten

Mit dieser Entscheidung bekräftigt das Oberlandesgericht Karlsruhe die bestehende Rechtsprechung zu Grenzabständen und Höhenbegrenzungen von Pflanzen im Nachbarrecht. Es stellt klar, dass die im Nachbarrechtsgesetz vorgesehenen Maximalhöhen an den tatsächlich zu erwartenden Wuchshöhen bestimmter Gehölzgruppen orientiert sind. Grundstückseigentümer dürfen demnach Gehölze in ihrem natürlichen Umfang wachsen lassen, solange die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Bei Geländeunterschieden bleibt der Austrittspunkt der Pflanze für die Höhenmessung maßgeblich, zumindest wenn es sich um das ursprüngliche Grundstücksniveau handelt.


Die Schlüsselerkenntnisse


Das Urteil des OLG Karlsruhe bekräftigt die bestehende Rechtsprechung im Nachbarrecht bezüglich Grenzabständen und Höhenbegrenzungen von Pflanzen. Es stellt klar, dass die gesetzlichen Maximalhöhen an den natürlichen Wuchshöhen der Gehölze orientiert sind und bei Geländeunterschieden vom Austrittspunkt der Pflanze zu messen sind. Dies schafft einen Interessenausgleich zwischen Nachbarn und erlaubt Grundstückseigentümern, ihre Gehölze im natürlichen Umfang wachsen zu lassen, solange die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.


Was bedeutet das Urteil für Sie?

Als Haus- und Gartenbesitzer gibt Ihnen dieses Urteil wichtige Klarheit über Ihre Rechte und Pflichten bei Gehölzen an der Grundstücksgrenze. Es bestätigt, dass für verschiedene Pflanzenarten unterschiedliche Höhenbeschränkungen gelten, die sich am natürlichen Wuchs orientieren. Wichtig für Sie: Die Pflanzenhöhe wird grundsätzlich ab dem Austrittspunkt aus dem Boden gemessen, nicht vom Niveau des Nachbargrundstücks. Bei Streitigkeiten über zu hohe Bäume oder Sträucher müssen Sie beachten, dass Beseitigungsansprüche nach 5-10 Jahren verjähren können. Das Urteil unterstreicht, dass das Nachbarrecht einen fairen Ausgleich zwischen Begrünung und Nachbarinteressen anstrebt. Es lohnt sich also, frühzeitig das Gespräch mit dem Nachbarn zu suchen, um kostspielige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.


Weiterführende Informationen

In unserer FAQ-Rubrik haben wir für Sie die häufigsten Fragen rund um Nachbarschaftsstreit um Gehölzkürzung und Höhenregelungen zusammengestellt. Ob Sie rechtliche Klarheit suchen oder praktische Tipps benötigen, unsere Antworten bieten wertvolle Informationen und helfen Ihnen, Konflikte im nachbarschaftlichen Miteinander besser zu verstehen und zu lösen. Tauchen Sie ein in die Details und finden Sie mögliche Lösungen für Ihr Anliegen.


Häufig gestellte Fragen (FAQ)


 

Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es für die Höhe und den Grenzabstand von Bäumen und Sträuchern?

Die gesetzlichen Vorgaben für Höhe und Grenzabstand von Bäumen und Sträuchern variieren je nach Bundesland. In Bayern gelten folgende Regelungen:

Grenzabstand

Für Bäume, Sträucher und Hecken bis zu 2 Meter Höhe gilt ein Mindestabstand von 50 cm zur Grundstücksgrenze. Wenn Sie also eine niedrige Hecke oder kleine Sträucher pflanzen möchten, müssen Sie mindestens einen halben Meter Abstand zur Grenze einhalten.

Bei Pflanzen, die höher als 2 Meter werden sollen, erhöht sich der erforderliche Grenzabstand auf 2 Meter. Dies betrifft beispielsweise größere Bäume oder hohe Hecken. Beachten Sie, dass dieser Abstand bereits bei der Pflanzung eingehalten werden muss, auch wenn die Pflanze zunächst noch klein ist.

Höhenbegrenzung

Pflanzen, die in einem Abstand zwischen 50 cm und 2 Metern zur Grundstücksgrenze stehen, dürfen maximal 2 Meter hoch werden. Wenn Ihr Baum oder Strauch also näher als 2 Meter an der Grenze steht, müssen Sie ihn regelmäßig auf 2 Meter Höhe zurückschneiden.

Bei einem Grenzabstand von mehr als 2 Metern gibt es keine gesetzliche Höhenbegrenzung für die Pflanzen. In diesem Fall können Sie Ihre Bäume und Sträucher frei wachsen lassen.

Messung des Abstands

Der Grenzabstand wird bei Bäumen von der Mitte des Stammes an der Stelle gemessen, an der er aus dem Boden austritt. Bei Sträuchern und Hecken wird von der Mitte des am nächsten zur Grenze stehenden Triebes gemessen.

Ausnahmen

Es gibt einige Ausnahmen von diesen Regelungen:

  • Für Pflanzen hinter einer Mauer oder dichten Einfriedung gelten die Abstandsregeln nicht, solange sie diese nicht erheblich überragen.
  • Blumen und Stauden, deren oberirdische Teile im Herbst absterben, unterliegen nicht den Abstandsvorschriften.
  • Für Bepflanzungen entlang öffentlicher Straßen oder Plätze gelten die Abstandsregeln ebenfalls nicht.

Wenn Sie diese Vorgaben einhalten, können Sie Konflikte mit Ihren Nachbarn vermeiden und gleichzeitig Ihren Garten nach Ihren Vorstellungen gestalten. Beachten Sie jedoch, dass in manchen Gemeinden zusätzliche lokale Vorschriften gelten können, die Sie berücksichtigen sollten.


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Wie werden die Höhen von Pflanzen rechtlich korrekt gemessen?

Die rechtlich korrekte Messung der Pflanzenhöhe erfolgt grundsätzlich von der Stelle aus, an der die Pflanze aus dem Boden austritt. Bei Bäumen wird von der Mitte des Stammes gemessen, bei Sträuchern und Hecken von der Mitte des der Grenze am nächsten stehenden Triebes.

Besonderheiten bei Hanglagen

In Hanglagen gelten besondere Regeln für die Höhenmessung:

  • Pflanze auf tieferem Grundstück: Steht die Pflanze auf einem tiefer gelegenen Grundstück, wird die Höhe vom Bodenniveau des höher gelegenen Nachbargrundstücks aus gemessen. Dies berücksichtigt, dass eine Beeinträchtigung des höher gelegenen Grundstücks erst möglich ist, wenn die Pflanzen dessen Höhenniveau erreichen.
  • Geländestufen: Bei Vorhandensein einer Geländestufe zwischen den Grundstücken wird die Messung ab dem oberen Ende dieser Stufe vorgenommen.

Praktische Anwendung

Wenn Sie die Höhe Ihrer grenznah stehenden Pflanzen überprüfen möchten, beachten Sie folgende Punkte:

  1. Identifizieren Sie den Austrittspunkt der Pflanze aus dem Boden.
  2. Messen Sie von diesem Punkt senkrecht nach oben bis zur Spitze der Pflanze.
  3. Berücksichtigen Sie bei Hanglagen das Bodenniveau des höher gelegenen Grundstücks.

Wichtig: Verzweigungen über der Erde und eine eventuelle Neigung des Stammes oder Triebes zur Grenze hin bleiben bei der Messung unberücksichtigt.

Rechtliche Konsequenzen

Die korrekte Höhenmessung ist entscheidend für die Einhaltung der gesetzlichen Grenzabstände. In Bayern gilt beispielsweise:

  • Pflanzen bis 2 Meter Höhe: mindestens 0,5 Meter Grenzabstand
  • Pflanzen über 2 Meter Höhe: mindestens 2 Meter Grenzabstand

Bei Nichteinhaltung dieser Abstände kann Ihr Nachbar unter Umständen den Rückschnitt oder sogar die Entfernung der Pflanzen verlangen. Bedenken Sie, dass in einigen Bundesländern Ansprüche auf Einhaltung der Grenzabstände verjähren können.


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Wann tritt die Verjährung eines Beseitigungsanspruchs bei zu hohen Gehölzen ein?

Die Verjährungsfrist für Beseitigungsansprüche bei zu hohen Gehölzen beträgt in der Regel fünf Jahre. Wenn Sie also als Nachbar gegen zu hohe Bäume oder Hecken vorgehen möchten, müssen Sie dies innerhalb dieser Frist tun.

Beginn der Verjährungsfrist

Der Lauf der Verjährungsfrist beginnt mit dem Juli nach der Pflanzung. Bei Gehölzen, die an Ort und Stelle gezogen wurden, startet die Frist am 1. Juli des zweiten Entwicklungsjahres.

Besonderheiten bei bestimmten Gehölzen

Für Gehölze, die als Energieholz oder Christbaumkulturen genutzt werden, gilt eine längere Verjährungsfrist von zehn Jahren. Diese verlängerte Frist tritt auch ein, wenn bei diesen Gehölzen die Umtriebszeit von zehn Jahren überschritten wird.

Neubeginn der Verjährung

Beachten Sie, dass die Verjährung bei einer späteren Veränderung der artgemäßen Ausdehnung des Gehölzes von neuem beginnt. Wenn also ein Baum oder eine Hecke nach Ablauf der ursprünglichen Verjährungsfrist weiter wächst und dadurch erneut die zulässige Höhe überschreitet, startet die Frist erneut.

Ausnahmen von der Verjährung

Es gibt wichtige Ausnahmen von der Verjährungsregel. Der Anspruch auf das Zurückschneiden von Hecken, die Beseitigung überhängender Zweige und eingedrungener Wurzeln sowie die Verkürzung zu hoch gewachsener Gehölze unterliegt nicht der Verjährung. Sie können diese Ansprüche also auch nach Ablauf der fünf- bzw. zehnjährigen Frist noch geltend machen.

Konsequenzen der Verjährung

Wenn die Verjährungsfrist abgelaufen ist, ohne dass Sie als betroffener Nachbar Ihren Anspruch geltend gemacht haben, müssen Sie den rechtswidrigen Zustand hinnehmen und das weitere Höhenwachstum der Bäume dulden. Sie können dann nur noch den Überwuchs auf Ihrem eigenen Grundstück entfernen, aber nicht mehr die Beseitigung oder den Rückschnitt des gesamten Gehölzes verlangen.


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Welche Besonderheiten gelten bei der Höhenbegrenzung von Obstbäumen?

Für Obstbäume gelten in den meisten Bundesländern besondere Regelungen bezüglich der Höhenbegrenzung und des Grenzabstands. Diese Sonderregelungen berücksichtigen die wirtschaftliche Bedeutung von Obstbäumen und ihre Funktion als Nahrungsquelle.

Grenzabstände für Obstbäume

In vielen Bundesländern dürfen Sie Obstbäume näher an der Grundstücksgrenze pflanzen als andere Baumarten. Beispielsweise gilt in Nordrhein-Westfalen für Obstbäume ein Mindestabstand von 2 Metern zur Grenze, während andere Bäume 4 Meter Abstand einhalten müssen.

Höhenbegrenzungen

Die Höhe von Obstbäumen ist in der Regel weniger streng reglementiert als die anderer Bäume. In einigen Bundesländern dürfen Obstbäume, die den vorgeschriebenen Grenzabstand einhalten, unbegrenzt in die Höhe wachsen. Andere Bundesländer legen Maximalhöhen fest, die jedoch oft großzügiger bemessen sind als bei Zierbäumen.

Regionale Unterschiede

Die genauen Regelungen variieren je nach Bundesland. Wenn Sie in Bayern wohnen, gelten andere Vorschriften als in Niedersachsen oder Berlin. Es ist daher wichtig, dass Sie sich über die spezifischen Bestimmungen in Ihrem Bundesland informieren.

Ausnahmen und Sonderregelungen

Einige Gesetze unterscheiden zwischen verschiedenen Obstbaumarten. So können für Walnussbäume aufgrund ihrer Größe strengere Regeln gelten als für Apfel- oder Kirschbäume. Zudem gibt es oft Ausnahmen für Spalierobst, das direkt an der Grundstücksgrenze gepflanzt werden darf.

Bestandsschutz

Wenn Ihr Obstbaum bereits seit längerer Zeit an seinem Standort wächst, genießt er möglicherweise Bestandsschutz. Dies bedeutet, dass er auch dann stehen bleiben darf, wenn er die aktuellen Abstandsregeln nicht einhält. Der Bestandsschutz gilt in der Regel, wenn der Nachbar den Baum über einen bestimmten Zeitraum (oft 5 Jahre) geduldet hat.

Überhängende Äste und Früchte

Selbst wenn Ihr Obstbaum die Grenzabstände einhält, können überhängende Äste zu Konflikten führen. Grundsätzlich darf Ihr Nachbar überhängende Äste abschneiden, wenn sie sein Grundstück beeinträchtigen. Die Früchte an diesen Ästen gehören jedoch Ihnen, solange sie noch am Baum hängen. Erst wenn sie auf das Nachbargrundstück fallen, gehen sie in das Eigentum des Nachbarn über.


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Welche Schritte können unternommen werden, wenn der Nachbar sich weigert, seine Gehölze zurückzuschneiden?

Wenn sich Ihr Nachbar weigert, seine Gehölze zurückzuschneiden, können Sie schrittweise vorgehen:

Freundliches Gespräch führen

Suchen Sie zunächst das persönliche Gespräch mit Ihrem Nachbarn. Erklären Sie ihm freundlich, inwiefern Sie sich durch die Gehölze beeinträchtigt fühlen und bitten Sie um einen Rückschnitt. Oft lässt sich die Situation so unkompliziert lösen.

Schriftliche Aufforderung

Bleibt das Gespräch erfolglos, fordern Sie Ihren Nachbarn schriftlich auf, die Gehölze zurückzuschneiden. Setzen Sie ihm dafür eine angemessene Frist von etwa zwei bis vier Wochen. Begründen Sie Ihr Anliegen mit Verweis auf die geltenden Vorschriften, z.B. das Nachbarrechtsgesetz Ihres Bundeslandes.

Selbsthilferecht prüfen

Verstreicht die Frist ungenutzt, können Sie von Ihrem Selbsthilferecht Gebrauch machen. § 910 BGB erlaubt Ihnen, überhängende Äste und eingedrungene Wurzeln selbst abzuschneiden. Beachten Sie dabei:

  • Schneiden Sie nur bis zur Grundstücksgrenze zurück.
  • Informieren Sie Ihren Nachbarn vorab über Ihr Vorhaben.
  • Dokumentieren Sie den Zustand vor und nach dem Schnitt.

Schlichtungsverfahren einleiten

Als Alternative zur Selbsthilfe können Sie ein Schlichtungsverfahren bei der zuständigen Schiedsstelle Ihrer Gemeinde beantragen. Ein neutraler Schlichter versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Gerichtliche Schritte

Führen alle vorherigen Schritte nicht zum Ziel, bleibt Ihnen der Klageweg. Sie können beim zuständigen Amtsgericht eine Klage auf Beseitigung und Unterlassung nach § 1004 BGB einreichen. Bedenken Sie:

  • Ein Gerichtsverfahren kann das nachbarschaftliche Verhältnis belasten.
  • Es entstehen Kosten für Anwalt und Gerichtsverfahren.
  • Die Erfolgsaussichten hängen vom Einzelfall ab.

Beachten Sie stets die Verhältnismäßigkeit Ihrer Maßnahmen. Oft führt ein geduldiger und kommunikativer Ansatz schneller zum Ziel als eine rechtliche Auseinandersetzung.


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Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

  • Nachbarrecht: Das Nachbarrecht regelt die rechtlichen Beziehungen zwischen Grundstückseigentümern und deren Nachbarn. Es umfasst verschiedene Aspekte wie Abstandsregelungen, Höhenbegrenzungen von Pflanzen und die Rechte der Nachbarn hinsichtlich der Nutzung ihrer Grundstücke. Ein Beispiel ist das Recht, überhängende Äste oder Wurzeln zu kürzen, um die eigene Nutzung nicht einzuschränken. Es soll einen Ausgleich zwischen den Interessen der Nachbarn schaffen und Konflikte verhindern.
  • Grenzabstand: Der Grenzabstand ist der Mindestabstand, den Pflanzen von der Grenze zu einem benachbarten Grundstück haben müssen. Diese Regelung soll sicherstellen, dass die Pflanzen nicht zu dicht an der Nachbargrenze stehen und verhindert somit Konflikte über Licht, Lärm oder Sicht. Die genauen Abstandsregelungen können je nach Gemeinde unterschiedlich sein. Ein Beispiel: In manchen Gemeinden kann der Grenzabstand für Bäume 2 Meter betragen, während er für Sträucher 0,5 Meter sein kann.
  • Höhenbegrenzung: Die Höhenbegrenzung beschreibt die maximal zulässige Höhe, die Pflanzen, insbesondere Bäume und Sträucher, erreichen dürfen. Diese Regelung dient dazu, übermäßige Schattenbildung, Sichtbehinderungen oder andere Beeinträchtigungen zwischen benachbarten Grundstücken zu verhindern. Beispielsweise kann das Nachbarrechtsgesetz für Obstbäume eine maximale Höhe von 4 Metern festlegen, um das Nutzungskonzept der Grundstücke im Einklang zu halten.
  • Beseitigungsanspruch: Der Beseitigungsanspruch ist das rechtliche Recht eines Nachbarn, das Entfernen oder Zurückschneiden von Pflanzen zu verlangen, die gegen gesetzliche Vorschriften oder die Nachbarrechte verstoßen. Dieser Anspruch kann jedoch durch eine Verjährungsfrist limitiert sein, die in vielen Fällen zwischen 5 und 10 Jahren liegt. Das bedeutet, nach Ablauf dieser Frist kann der Nachbar nicht mehr verlangen, dass die störenden Pflanzen entfernt werden, selbst wenn sie zuvor rechtlich problematisch waren.
  • Austrittspunkt: Der Austrittspunkt bezeichnet den Standort, an dem eine Pflanze aus dem Boden austritt und ihre Höhe gemessen wird. In Streitfällen über Schattenwurf oder Höhenbegrenzungen wird dieser Punkt als maßgeblich für die Berechnung der Pflanzenhöhe betrachtet. Eine Messung vom Austrittspunkt sorgt dafür, dass die Rechte und Pflichten beider Grundstückseigentümer im Einklang mit der Gesetzgebung behandelt werden und vermeidet Ungerechtigkeiten bei unterschiedlichen Geländehöhen.
  • Verjährung: Verjährung ist der rechtliche Zeitraum, innerhalb dessen ein Anspruch geltend gemacht werden kann, bevor er nicht mehr durchsetzbar ist. Im Kontext des Nachbarrechts bedeutet dies, dass Nachbarn nach einer gewissen Zeit keine rechtlichen Ansprüche mehr gegen überhängende Äste oder Pflanzen geltend machen können. Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt in vielen Fällen 3 Jahre, aber spezielle Regelungen, wie im Nachbarrecht, können auch längere Fristen vorsehen.

Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 1004 BGB (Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch): Diese Vorschrift regelt die Ansprüche des Eigentümers gegen einen anderen, der durch eine befestigte oder unbefugte Anlage in seinen Rechten verletzt wird. Der Eigentümer hat das Recht, die Beseitigung der störenden Einwirkungen zu verlangen und rechtliche Schritte einzuleiten. Im vorliegenden Fall beantragt der Kläger, dass die Beklagten den auf ihrem Grundstück wachsenden Bambus entfernen und Maßnahmen ergreifen, um eine künftige Ausbreitung zu verhindern, was direkt auf diesen Paragraphen verweist.
  • § 823 BGB (Schadenersatzpflicht): Hiernach ist derjenige, der vorsätzlich oder fahrlässig das Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, zum Ersatz des Schadens verpflichtet. Im Fall sorgt der über die Grenze wucherende Bambus für eine Beeinträchtigung des Klägers, wodurch dieser möglicherweise nachweisbare Schäden erlitten hat. Der Abwendungsanspruch des Klägers auf Entfernung des Bambus könnte somit auch einen Schadenersatzanspruch nach dieser Norm begründen.
  • Nachbarrechtsgesetz (NRW) § 3 (Überhang von Pflanzen): In diesem Gesetz wird geregelt, dass ertragreiche Pflanzen nicht über die Grundstücksgrenze hinauswachsen dürfen, um nachbarschaftliche Konflikte zu vermeiden. Der Kläger legt dar, dass der überhängende Bambus eine unmittelbare Beeinträchtigung seines Grundstücks darstellt, was den Nachbarn verpflichtet, geeignete Maßnahmen zur Unterbindung des Überhangs zu treffen.
  • § 926 BGB (Wegerecht): Diese Vorschrift ermöglicht dem Eigentümer eines Grundstücks, unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf Duldung seiner Eigentumsförderung anzumelden. Der Beklagte könnte sich auf dieses Recht berufen, wenn eine der von ihm geforderten Maßnahmen eine Beeinträchtigung seines Besitzes verursachen könnte, z.B. durch die geforderte Beseitigung des Efeus und anderer Pflanzen auf dem Grundstück des Klägers.
  • § 44 BNatSchG (Bundesnaturschutzgesetz): Diese Norm regelt den Schutz von Natur und Landschaft sowie den Umgang mit wildwachsenden Pflanzen und Tieren. Der Rückschnitt von Pflanzen unterliegt bestimmten Fristen, um die Brutzeiten der Vögel zu schützen. Der Kläger muss bei der Durchführung der angeordneten Rückschnittmaßnahmen darauf achten, dass er die gesetzlichen Vorgaben einhält, insbesondere den Zeitraum vom 1. März bis 30. September, während dessen der Rückschnitt nicht erfolgen darf.

Das vorliegende Urteil

OLG Karlsruhe – Az.: 12 U 269/22 – Urteil vom 07.03.2023


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