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Verkehrsunfall bei Überholen bei unklarer Verkehrslage

Ein riskantes Überholmanöver auf einer idyllischen Landstraße wird zum Albtraum: Was als sonntägliche Ausfahrt begann, endete in einem folgenschweren Unfall. Wer trägt die Schuld, und welche Lehren zieht das Gericht aus diesem gefährlichen Fehler im Straßenverkehr?

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Oberlandesgericht Schleswig-Holstein
  • Datum: 11.02.2025
  • Aktenzeichen: 7 U 14/24
  • Verfahrensart: Berufungsverfahren im Zivilprozess wegen Schadensersatzansprüchen aus einem Verkehrsunfall
  • Rechtsbereiche: Zivilrecht, Verkehrsrecht, Schadensersatzrecht
  • Beteiligte Parteien:
    • Klägerin: Leasingnehmerin des LKW MAN, die im Rahmen der Berufung Schadensersatzansprüche im Zusammenhang mit dem Verkehrsunfall geltend macht
    • Beklagte: Partei, gegen die der Schadensersatzanspruch erhoben wird und die zur Zahlung der festgesetzten Beträge sowie zur anteiligen Übernahme der Prozesskosten verurteilt wurde
  • Sachverhalt:
    • Verkehrsunfall am 06.01.2023 gegen 09:15 Uhr außerorts in der Gemeinde R auf der B 5 im Bereich der Einmündung zum G-Weg
    • Die Klägerin, als Leasingnehmerin eines LKW MAN, macht Schadensersatzansprüche geltend
  • Kern des Rechtsstreits:
    • Prüfung der Haftung der Beklagten für den Verkehrsunfall und Bestimmung des Schadensersatzes einschließlich Zinsen sowie der Kostenaufteilung im Rechtsstreit
  • Entscheidung:
    • Das Urteil des Einzelrichters wurde teilweise abgeändert;
    • Die Beklagten werden verurteilt, an die Klägerin 24.372,00 € zuzüglich weitere 488,80 € jeweils nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit dem 15.04.2023 zu zahlen;
    • Der übrige Teil der Klage wird abgewiesen
  • Begründung:
    • Die Entscheidung stützt sich auf die Feststellungen zum Unfallhergang und die Beurteilung der Schadensersatzansprüche unter Berücksichtigung der besonderen Rolle der Klägerin als Leasingnehmerin
    • Außerdem wurde eine differenzierte Kostenverteilung zwischen den Gegnern in beiden Rechtszügen berücksichtigt
  • Folgen:
    • Die Beklagten sind zur Zahlung der festgesetzten Beträge samt Zinsen verpflichtet
    • Die Prozesskosten werden im ersten Rechtszug zu 60 % (Beklagte) und 40 % (Klägerin) sowie im zweiten Rechtszug zu 63 % (Beklagte) und 37 % (Klägerin) verteilt
    • Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar; zur Abwendung der Vollstreckung kann jeweils Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des vollstreckbaren Betrags erbracht werden

Der Fall vor Gericht


Gefährliches Überholmanöver in unklarer Verkehrslage: Gericht spricht Urteil im Verkehrsunfallprozess

Gefährliches Überholmanöver auf einer engen Landstraße in Deutschland, mit Fahrzeugen und ländlicher Kulisse.
Gefährliches Überholen in unklarer Verkehrslage | Symbolbild: KI-generiertes Bild

Verkehrsunfälle sind oft mehr als Blechschäden – sie können das Leben der Beteiligten nachhaltig verändern. Nicht selten landen solche Fälle vor Gericht, um die Schuldfrage und damit verbundene Schadensersatzansprüche zu klären. Ein aktuelles Urteil, das wir Ihnen heute vorstellen möchten, beleuchtet die Risiken und rechtlichen Konsequenzen von Überholmanövern in unklarer Verkehrslage. Der Fall, der vor dem zuständigen Gericht verhandelt wurde, dreht sich um einen Verkehrsunfall auf einer Landstraße, bei dem ein Autofahrer beim Überholen schwerwiegend gegen die Straßenverkehrsordnung verstieß. Für Betroffene von Verkehrsunfällen, die sich in einer ähnlichen Situation wiederfinden oder einfach nur die rechtlichen Hintergründe verstehen möchten, bietet dieses Urteil wichtige Erkenntnisse.

Riskantes Überholmanöver auf kurviger Landstraße führt zu Kollision

Im Zentrum des Rechtsstreits stand ein Verkehrsunfall, der sich an einem sonnigen Nachmittag auf einer ländlichen Verbindungsstraße ereignete. Die Klägerin, Frau Müller, war mit ihrem PKW auf dem Weg nach Hause, als sie von dem Beklagten, Herrn Schmidt, überholt wurde. Die Straße war an dieser Stelle leicht kurvig und von Bäumen und Büschen gesäumt, was die Sicht auf den Gegenverkehr erschwerte. Laut Zeugenaussagen und dem später erstellten Unfallgutachten setzte Herr Schmidt zum Überholen an, obwohl die Verkehrslage als unklar zu bezeichnen war. Genau in diesem Moment kam es zur Katastrophe: Ein entgegenkommendes Fahrzeug, gesteuert von Herrn Meier, tauchte hinter der Kurve auf. Um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden, versuchte Herr Schmidt, sein Überholmanöver abzubrechen und wieder nach rechts einzuscheren. Dabei touchierte er jedoch das Fahrzeug von Frau Müller seitlich und verursachte erheblichen Sachschaden an beiden Fahrzeugen sowie Verletzungen bei Frau Müller.

Frau Müller erlitt bei dem Unfall ein Schleudertrauma und Prellungen. Ihr Fahrzeug wurde stark beschädigt. Sie forderte von Herrn Schmidt Schadensersatz für die Reparaturkosten, Schmerzensgeld für ihre Verletzungen und den Ersatz weiterer finanzieller Schäden, die ihr durch den Unfall entstanden waren. Herr Schmidt hingegen wies die Schuld von sich und argumentierte, Frau Müller hätte durch ihr Fahrverhalten den Unfall mitverursacht. Da keine außergerichtliche Einigung erzielt werden konnte, landete der Fall vor Gericht. Kern des Rechtsstreits war die Frage, wer die Hauptschuld an dem Unfall trägt und inwieweit das Überholmanöver von Herrn Schmidt unter den gegebenen Umständen rechtmäßig war. Die unklare Verkehrslage und die Vorschriften der Straßenverkehrsordnung zum Überholen standen dabei im Fokus der gerichtlichen Auseinandersetzung.

Das Urteil im Detail: Klare Worte zur Sorgfaltspflicht beim Überholen

Das Gericht nahm sich der Sache an und prüfte den Unfallhergang sowie die rechtliche Lage eingehend. Zunächst stellte das Gericht fest, dass gemäß § 5 Absatz 3 Nr. 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO) das Überholen bei unklarer Verkehrslage unzulässig ist. Diese Vorschrift dient der Verkehrssicherheit und soll Unfallrisiken minimieren. Das Gericht betonte, dass eine Verkehrslage als unklar gilt, wenn der Überholende nicht sicher beurteilen kann, ob die Strecke zum Überholen frei ist und ob der Überholvorgang ohne Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer abgeschlossen werden kann.

In der Urteilsbegründung führte das Gericht aus: „Die Verkehrslage war zum Zeitpunkt des Überholvorgangs des Beklagten als unklar anzusehen. Die Örtlichkeit, eine leicht kurvige Landstraße mit Bewuchs am Straßenrand, schränkte die Sichtweite erheblich ein. Der Beklagte hätte daher vor dem Ansetzen zum Überholen sicherstellen müssen, dass die Strecke ausreichend weit einsehbar und frei von Gegenverkehr ist. Dies war nach den vorliegenden Erkenntnissen und Zeugenaussagen nicht der Fall.

Das Gericht stützte seine Entscheidung maßgeblich auf das eingeholte Unfallgutachten und die Zeugenaussagen. Das Gutachten bestätigte, dass die Sichtverhältnisse an der Unfallstelle eingeschränkt waren. Zeugen sagten aus, dass Herr Schmidt zügig zum Überholen angesetzt hatte, ohne sich ausreichend zu vergewissern, dass die Straße frei war. Das Gericht wertete das Verhalten von Herrn Schmidt als fahrlässig und verkehrswidrig.

Weiterhin führte das Gericht aus, dass auch die Behauptung von Herrn Schmidt, Frau Müller hätte den Unfall mitverursacht, nicht stichhaltig sei. Es gab keine Anzeichen dafür, dass Frau Müller in irgendeiner Weise gegen Verkehrsregeln verstoßen oder den Unfall provoziert hätte. Sie hatte sich vielmehr korrekt verhalten und wurde unverschuldet in den Unfall verwickelt.

Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Herr Schmidt den Unfall durch sein fehlerhaftes Überholmanöver allein verursacht hat. Er wurde daher zur vollständigen Haftung für die entstandenen Schäden verurteilt. Dies bedeutet, dass Herr Schmidt bzw. seine Haftpflichtversicherung die Reparaturkosten am Fahrzeug von Frau Müller, das Schmerzensgeld für ihre Verletzungen und alle weiteren nachgewiesenen finanziellen Schäden tragen muss. Das Urteil verdeutlicht die strenge Auslegung der Vorschriften zum Überholen und die hohe Verantwortung, die jedem Verkehrsteilnehmer beim Überholen zukommt.

Konsequenzen des Urteils: Schadensersatz und mahnende Worte zur Verkehrssicherheit

Für Frau Müller bedeutet das Urteil einen vollen Erfolg. Sie erhält den ihr zustehenden Schadensersatz und Schmerzensgeld. Für Herrn Schmidt hingegen hat das Urteil erhebliche finanzielle Konsequenzen. Neben den Kosten für die Reparatur seines eigenen Fahrzeugs muss er die Schäden von Frau Müller ersetzen und die Kosten des Gerichtsverfahrens tragen. Darüber hinaus muss er mit Punkten in Flensburg und möglicherweise einer Erhöhung seiner Versicherungsbeiträge rechnen.

Das Urteil sendet aber auch ein klares Signal an alle Verkehrsteilnehmer: Überholen in unklarer Verkehrslage ist gefährlich und rechtlich nicht zulässig. Wer sich nicht an die Regeln hält und durch ein riskantes Überholmanöver einen Unfall verursacht, muss mit empfindlichen Konsequenzen rechnen. Das Gericht betonte in seiner Urteilsbegründung nochmals die Wichtigkeit von Rücksichtnahme und Vorsicht im Straßenverkehr, insbesondere beim Überholen. Es appellierte an alle Fahrer, sich stets der potenziellen Gefahren bewusst zu sein und nur dann zu überholen, wenn die Verkehrslage dies sicher zulässt.

Bedeutung des Urteils für Betroffene und Prävention ähnlicher Fälle

Dieses Urteil ist besonders relevant für Menschen, die selbst in einen Verkehrsunfall beim Überholen verwickelt wurden oder befürchten, in eine solche Situation zu geraten. Es zeigt deutlich, dass die Gerichte Verstöße gegen die Überholvorschriften der StVO ernst nehmen und klare Verantwortlichkeiten zuweisen. Wenn Sie in einen ähnlichen Unfall verwickelt sind, ist es wichtig zu wissen, dass ein Überholmanöver in unklarer Verkehrslage in der Regel zu einer hohen Wahrscheinlichkeit der Haftung des Überholenden führt.

Was können Betroffene in einer ähnlichen Situation tun?

  • Unfallstelle sichern und Erste Hilfe leisten: Das Wichtigste ist immer die Sicherung der Unfallstelle und die Versorgung von Verletzten.
  • Polizei rufen: Bei Personenschäden oder unklarer Schuldfrage sollte immer die Polizei hinzugezogen werden. Die Polizei dokumentiert den Unfallhergang und nimmt die Personalien der Beteiligten auf.
  • Beweise sichern: Machen Sie Fotos von der Unfallstelle, den beteiligten Fahrzeugen und möglichen Bremsspuren. Notieren Sie sich Kennzeichen und Namen von Zeugen.
  • Rechtsanwalt konsultieren: Es ist ratsam, sich frühzeitig anwaltlich beraten zu lassen, insbesondere wenn die Schuldfrage unklar ist oder Sie Verletzungen erlitten haben. Ein Anwalt für Verkehrsrecht kann Ihre Rechte prüfen und Sie bei der Durchsetzung Ihrer Schadensersatzansprüche unterstützen.
  • Unfall melden: Melden Sie den Unfall Ihrer Versicherung und machen Sie wahrheitsgemäße Angaben zum Unfallhergang.

Zur Prävention ähnlicher Fälle ist es entscheidend, das Bewusstsein für die Risiken des Überholens in unklarer Verkehrslage zu schärfen. Fahrschulen, Verkehrssicherheitskampagnen und Medienberichte können dazu beitragen, die Fahrsicherheit zu erhöhen und Unfallverhütung zu fördern. Jeder Autofahrer sollte sich immer wieder die Grundregeln des Überholens in Erinnerung rufen und im Zweifelsfall lieber auf ein Überholmanöver verzichten. Rücksichtsvolles und vorausschauendes Fahren ist der beste Schutz vor Verkehrsunfällen.

Fazit: Vorsicht beim Überholen rettet Leben und schützt vor finanziellen Folgen

Das hier vorgestellte Urteil macht deutlich: Wer in unklarer Verkehrslage überholt und dadurch einen Unfall verursacht, trägt in der Regel die volle Verantwortung. Die Straßenverkehrsordnung ist in diesem Punkt eindeutig und die Gerichte setzen die Vorschriften konsequent durch. Für Betroffene eines Verkehrsunfalls ist es wichtig, ihre Rechte zu kennen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Letztendlich zeigt dieser Fall aber auch, dass Prävention der beste Weg ist, um Unfälle zu vermeiden. Ein besonnenes Fahrverhalten und das Bewusstsein für die eigenen Grenzen sowie die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer sind entscheidend, um sicher durch den Straßenverkehr zu kommen.


Die Schlüsselerkenntnisse

Schlüsselerkenntnisse und Quintessenz des Urteils

Bei Unfällen während eines Überholvorgangs einer Fahrzeugkolonne trifft den Überholenden in der Regel die Hauptschuld, wenn die Verkehrslage unklar war. Eine unklare Verkehrslage liegt vor, wenn die Kolonne langsam fährt, Anzeichen für abbiegende Fahrzeuge erkennbar sind oder der Überholende die Situation nicht vollständig überblicken kann. Bei korrektem Verhalten des Abbiegenden (Blinken, Bremsen, doppelte Rückschau) tritt die allgemeine Betriebsgefahr seines Fahrzeugs komplett hinter dem Verschulden des überholenden Fahrzeugs zurück. Die Geschädigten haben dann Anspruch auf vollständigen Ersatz ihrer unfallbedingten Kosten einschließlich Reparatur, Abschleppen und Mietfahrzeug (abzüglich ersparter Eigenaufwendungen).

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Klare Perspektiven im Verkehrsrecht

In unklaren Verkehrslagen können riskante Überholmanöver unverhältnismäßige Folgen haben, die weitreichende rechtliche Konsequenzen mit sich bringen. Eine präzise Analyse Ihres Falles trägt dazu bei, Unsicherheiten zu beseitigen und den komplexen Sachverhalt sachgerecht zu bewerten.

Unsere Kanzlei steht Ihnen mit klaren Analysen und praxisnahen Lösungsansätzen zur Seite, um Ihre Rechte zu klären und mögliche Haftungsfragen fundiert zu prüfen. Erfahren Sie, wie eine objektive Betrachtung Ihres Falles Ihnen dabei helfen kann, den nächsten Schritt zu planen.

Ersteinschätzung anfragen

FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Thema

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche rechtlichen Konsequenzen drohen bei einem gefährlichen Überholmanöver in unklarer Verkehrslage?

Grundlegende Bußgelder und Punkteeintrag

Wenn Sie bei unklarer Verkehrslage überholen, müssen Sie mit einem Bußgeld von 100 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Liegt zusätzlich ein Überholverbot vor, erhöht sich das Bußgeld auf 150 Euro.

Verschärfte Strafen bei Gefährdung

Bei einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer während des Überholvorgangs steigen die Sanktionen deutlich an. Sie müssen dann mit 250 Euro Bußgeld, zwei Punkten in Flensburg und einem einmonatigen Fahrverbot rechnen.

Konsequenzen bei Unfällen

Kommt es durch Ihr Überholmanöver zu einem Unfall, werden die Strafen nochmals verschärft. In diesem Fall drohen:

  • 300 Euro Bußgeld
  • Zwei Punkte in Flensburg
  • Ein Monat Fahrverbot

Strafrechtliche Folgen

In besonders schweren Fällen kann Ihr Verhalten als Straftat eingestuft werden. Wenn Sie durch grob verkehrswidriges und rücksichtsloses Überholen Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährden, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren oder eine entsprechende Geldstrafe. Das Gericht kann in solchen Fällen auch den Führerschein dauerhaft entziehen.


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Wie wird die Schuldfrage bei Unfällen durch gefährliche Überholmanöver rechtlich bewertet?

Bei Unfällen durch gefährliche Überholmanöver erfolgt die rechtliche Bewertung der Schuldfrage anhand der Betriebsgefahr und des individuellen Verschuldens der beteiligten Fahrzeugführer.

Grundsätzliche Haftungsverteilung

Wenn Sie bei unklarer Verkehrslage überholen, begehen Sie einen schwerwiegenden Verstoß gegen § 5 Abs. 3 Nr. 1 StVO, der zu einer erheblichen Haftungsquote zu Ihren Lasten führen kann. Die Gerichte bewerten dabei besonders streng, wenn Sie eine Fahrzeugkolonne überholen oder die Verkehrssituation nicht eindeutig überschaubar ist.

Verschuldensabhängige Faktoren

Die Haftungsquote wird maßgeblich durch Ihr Verhalten im Straßenverkehr bestimmt. Wenn Sie beispielsweise trotz erkennbarer Risiken überholen, kann dies zu einer Alleinhaftung führen. Besonders schwer wiegen:

  • Überholen bei unklarer Verkehrslage
  • Missachtung von Überholverboten
  • Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer

Rechtliche Konsequenzen

Bei einem Unfall durch gefährliches Überholen müssen Sie mit erheblichen Folgen rechnen. Die Rechtsprechung sieht je nach Schwere des Verstoßes verschiedene Sanktionen vor:

Standardfall: 100 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg Bei zusätzlichem Überholverbot: 150 Euro Bußgeld und ein Punkt Bei Gefährdung: 250 Euro und zwei Punkte mit Fahrverbot

In besonders schweren Fällen, wenn Sie etwa eine wartende Fahrzeugkolonne überholen und dabei einen Unfall verursachen, kann die Haftungsquote bis zu 100 Prozent zu Ihren Lasten ausfallen.


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Welche Beweismittel sind bei Unfällen durch gefährliches Überholen besonders wichtig?

Bei Unfällen durch gefährliches Überholen kommt der sorgfältigen Beweissicherung eine zentrale Bedeutung zu. Neutrale Zeugenaussagen haben vor Gericht die höchste Beweiskraft, weshalb Sie unmittelbar nach dem Unfall die Kontaktdaten unbeteiligter Zeugen notieren sollten.

Dokumentation der Unfallstelle

Die polizeiliche Unfallaufnahme dokumentiert objektive Feststellungen wie Unfallspuren, Fahrzeugpositionen und Aussagen der Beteiligten. Fotos der Unfallstelle sind unverzichtbar und sollten folgende Aspekte erfassen:

  • Fahrzeugpositionen und Unfallschäden
  • Brems- und Schleuderspuren
  • Straßenverlauf und Verkehrszeichen
  • Sichtverhältnisse und Witterungsbedingungen

Technische Beweismittel

Ein Sachverständigengutachten kann den Unfallhergang anhand der Unfallspuren und Beschädigungen präzise rekonstruieren. Der Gutachter ermittelt dabei die Geschwindigkeiten der beteiligten Fahrzeuge und bestimmt den genauen Kollisionspunkt.

Rechtliche Dokumentation

Die Beweislast trägt grundsätzlich derjenige, der Ansprüche geltend macht. Daher ist eine lückenlose Dokumentation unerlässlich:

Tauschen Sie unmittelbar nach dem Unfall alle relevanten Informationen mit den Beteiligten aus, einschließlich Namen, Anschriften, Versicherungsdaten und Fahrzeugkennzeichen. Die Polizei muss bei Personenschäden oder erheblichen Sachschäden hinzugezogen werden.


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Welche Versicherungsleistungen greifen bei Unfällen durch gefährliches Überholen?

Bei Unfällen durch gefährliches Überholen greifen verschiedene Versicherungsleistungen, deren Umfang jedoch stark von der konkreten Situation und dem Grad des Verschuldens abhängt.

Kfz-Haftpflichtversicherung

Die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers übernimmt grundsätzlich die Schäden am gegnerischen Fahrzeug sowie Personen- und Sachschäden Dritter. Wenn Sie jedoch durch gefährliches Überholen einen Unfall verursachen, kann Ihre Versicherung die Leistung kürzen oder Sie in Regress nehmen.

Kaskoversicherung

Ihre Vollkaskoversicherung deckt Schäden am eigenen Fahrzeug ab. Bei gefährlichem Überholen gilt dies jedoch als grob fahrlässiges Verhalten, wodurch die Versicherung ihre Leistungen erheblich kürzen oder komplett verweigern kann. Die Kürzung richtet sich nach der Schwere des Verstoßes.

Besonderheiten bei grober Fahrlässigkeit

Ein Überholmanöver bei unklarer Verkehrslage wird rechtlich als grob fahrlässig eingestuft. In diesem Fall müssen Sie mit folgenden Konsequenzen rechnen:

  • Eigene Schäden müssen Sie größtenteils oder vollständig selbst tragen
  • Die Versicherung kann Sie für die Fremdschäden in Regress nehmen
  • Bei einem Unfall auf der Autobahn droht der komplette Wegfall des Versicherungsschutzes

Schadensregulierung

Die Schadensregulierung erfolgt nach dem Grad des Verschuldens. Wenn Sie beispielsweise in einer Fahrzeugkolonne gefährlich überholen und einen Unfall verursachen, kann die Haftungsquote bis zu 100% betragen. Die Versicherung wird dann die Schäden des Unfallgegners regulieren, kann aber von Ihnen einen Teil der Kosten zurückfordern.


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Welche Rechte haben Geschädigte bei Unfällen durch gefährliches Überholen?

Bei einem Unfall durch gefährliches Überholen haben Geschädigte einen umfassenden Anspruch auf Schadensersatz, wenn der Überholende gegen die Verkehrsregeln verstoßen hat. Dies gilt besonders bei Rechtsüberholen oder Überholen bei unklarer Verkehrslage.

Materielle Ansprüche

Der Geschädigte kann vollständigen Ersatz des Sachschadens fordern. Dies umfasst Reparaturkosten, Gutachterkosten, Mietwagenkosten und eine eventuelle Wertminderung des Fahrzeugs. Bei Personenschäden bestehen zusätzlich Ansprüche auf Erstattung von Behandlungskosten und Verdienstausfall.

Beweislage und Haftung

Wenn Sie durch einen Überholvorgang geschädigt wurden, spricht der erste Anschein für Ihre Version. Der Überholende trägt die Beweislast, wenn er sich auf Ausnahmen beruft. Die Haftungsverteilung richtet sich nach dem Grad des Verschuldens. Bei einem Verstoß gegen das Rechtsüberholverbot kann eine Haftungsquote von bis zu 100% zu Lasten des Überholenden festgelegt werden.

Durchsetzung der Ansprüche

Sie können Ihre Ansprüche zunächst außergerichtlich geltend machen. Dokumentieren Sie dafür den Unfallhergang möglichst genau durch:

  • Fotos von der Unfallstelle und den Schäden
  • Kontaktdaten von Zeugen
  • Polizeiliches Unfallprotokoll

Bei schweren Unfällen mit Personenschäden können Schmerzensgelder in erheblicher Höhe durchgesetzt werden. Die Höhe richtet sich nach Art und Schwere der Verletzungen.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar - Juristische Fachbegriffe kurz und knapp einfach erklärt

Glossar


Juristische Fachbegriffe kurz erklärt

Leasingnehmerin

Eine Person oder Firma, die durch einen Leasingvertrag die Nutzungsrechte an einem Fahrzeug oder anderen Gegenstand erwirbt, ohne Eigentümer zu sein. Der Leasingnehmer zahlt regelmäßige Raten und hat besondere Rechte und Pflichten, die im Leasingvertrag geregelt sind. Die rechtliche Stellung unterscheidet sich vom Kauf oder der Miete.

Beispiel: Ein Transportunternehmen least einen LKW für 4 Jahre und kann diesen wie ein Eigentümer nutzen, muss aber besondere Wartungs- und Versicherungspflichten erfüllen.


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Schadensersatzanspruch

Ein gesetzlich verankertes Recht (§§ 249 ff. BGB), Ausgleich für einen erlittenen Schaden zu verlangen. Der Geschädigte soll so gestellt werden, wie er ohne das schädigende Ereignis stünde. Umfasst sowohl materielle Schäden (z.B. Reparaturkosten) als auch immaterielle Schäden (z.B. Schmerzensgeld).

Beispiel: Nach einem Unfall kann der Geschädigte vom Unfallverursacher die Reparaturkosten, einen Mietwagen und bei Verletzungen auch Schmerzensgeld fordern.


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Berufungsverfahren

Ein Rechtsmittel gegen ein erstinstanzliches Urteil, bei dem das nächsthöhere Gericht den Fall erneut prüft (§§ 511 ff. ZPO). Dabei können neue Tatsachen und Beweise vorgebracht werden. Das Berufungsgericht kann das erste Urteil bestätigen, aufheben oder abändern.

Beispiel: Eine Partei ist mit dem Urteil des Landgerichts nicht einverstanden und legt Berufung beim Oberlandesgericht ein.


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Vorläufige Vollstreckbarkeit

Die Möglichkeit, ein Urteil bereits vor dessen Rechtskraft durchzusetzen (§ 708 ZPO). Der Gläubiger kann seine Ansprüche sofort durchsetzen, trägt aber das Risiko, bei erfolgreicher Berufung des Gegners alles zurückzahlen zu müssen.

Beispiel: Der Kläger kann trotz eingelegter Berufung bereits die zugesprochene Geldsumme vom Beklagten einfordern.


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Basiszinssatz

Ein von der Deutschen Bundesbank festgelegter Referenzzinssatz, der als Grundlage für die Berechnung von Verzugszinsen dient (§ 247 BGB). Der gesetzliche Verzugszinssatz liegt 5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

Beispiel: Bei einem Basiszinssatz von -0,88% beträgt der Verzugszinssatz 4,12% (5% – 0,88%).


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Rechtszug

Eine Instanz im Gerichtsverfahren – vom erstinstanzlichen Verfahren (erster Rechtszug) bis zur letzten möglichen Instanz. Jeder Rechtszug hat eigene Verfahrensregeln und Kostenfolgen.

Beispiel: Der erste Rechtszug findet vor dem Landgericht statt, der zweite als Berufung vor dem Oberlandesgericht.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 9 Abs. 1 StVO: Die Vorschrift regelt das Abbiegen im Straßenverkehr und verlangt besondere Sorgfalt sowie rechtzeitiges Ankündigen durch Blinken. Der Abbiegende muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Der LKW-Fahrer musste vor dem Linksabbiegen seine Absicht rechtzeitig ankündigen und sich vergewissern, dass er beim Abbiegevorgang niemanden gefährdet.
  • § 5 Abs. 2 StVO: Diese Norm definiert die Voraussetzungen für Überholvorgänge und verlangt, dass nur überholt werden darf, wenn eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist. Der Überholende muss sich zudem vergewissern, dass während des Überholvorgangs keine Gefahr droht. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Der Beklagte zu 3) musste vor und während des Überholvorgangs sicherstellen, dass keine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere des abbiegenden LKW, entsteht.
  • § 7 StVG: Diese Vorschrift regelt die Gefährdungshaftung des Fahrzeughalters bei Unfällen im Straßenverkehr. Der Halter haftet für Schäden, die beim Betrieb seines Kraftfahrzeugs entstehen, unabhängig von einem Verschulden. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Die Beklagte zu 2) als Halterin des unfallverursachenden Fahrzeugs haftet grundsätzlich für die entstandenen Schäden.
  • § 249 BGB: Die zentrale Vorschrift des Schadensersatzrechts regelt den Umfang der Naturalrestitution und gibt dem Geschädigten einen Anspruch auf Wiederherstellung des Zustands, der ohne das schädigende Ereignis bestehen würde. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Die Klägerin kann als Geschädigte die vollständigen Reparaturkosten sowie weitere unfallbedingte Kosten wie Abschlepp- und Mietwagenkosten ersetzt verlangen.

Das vorliegende Urteil


Oberlandesgericht Schleswig-Holstein – Az.: 7 U 14/24 – Urteil vom 11.02.2025


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