Übersicht:
- Das Wichtigste in Kürze
- Verkehrsunfall: Herausforderungen bei Haushaltsführungsschäden und Schadensersatz
- Der Fall vor Gericht
- Unfallbedingtes Schmerzensgeld und Haushaltsführungsschaden nach Motorradunfall zugesprochen
- Schwere Verletzungen mit dauerhaften Folgen
- Dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen nachgewiesen
- Bemessung des Schmerzensgeldes und Haushaltsführungsschadens
- Vorgerichtliche Anwaltskosten teilweise erstattet
- Die Schlüsselerkenntnisse
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
- Wie wird die Höhe des Schmerzensgeldes nach einem Verkehrsunfall ermittelt?
- Welche Ansprüche auf Haushaltsführungsschaden bestehen nach einem Unfall?
- Ab wann sollte nach einem Verkehrsunfall ein Anwalt eingeschaltet werden?
- Welche medizinischen Gutachten sind für die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen erforderlich?
- Wie lange kann man Schadensersatzansprüche nach einem Verkehrsunfall geltend machen?
- Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt
- Wichtige Rechtsgrundlagen
- Das vorliegende Urteil
Das Wichtigste in Kürze
- Gericht: Landgericht Deggendorf
- Datum: 10.11.2014
- Aktenzeichen: 23 O 417/13
- Verfahrensart: Zivilverfahren wegen Schmerzensgeldes und Haushaltsführungsschaden nach Verkehrsunfall
- Rechtsbereiche: Schadensersatzrecht, Verkehrsrecht
Beteiligte Parteien:
- Kläger: Ein Berufsschullehrer, der durch einen Verkehrsunfall Verletzungen erlitt und Schmerzensgeld sowie einen Haushaltsführungsschaden einfordert. Er argumentiert, dass seine Verletzungen zu einer dauerhaften Minderung der Erwerbsfähigkeit führten, und fordert ein angemessenes Schmerzensgeld über den bereits geleisteten Vorschuss hinaus, sowie vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten.
- Beklagter: Die Versicherung des Unfallverursachers, die den bestehenden Forderungen weitgehend nicht nachkommen möchte und argumentiert, dass bereits ein angemessenes Schmerzensgeld gezahlt wurde und der vorgetragene Haushaltsführungsschaden in der geforderten Höhe unberechtigt sei.
Um was ging es?
- Sachverhalt: Der Kläger erlitt bei einem Verkehrsunfall mit einem bei der Beklagten versicherten Fahrzeug erhebliche Verletzungen und forderte daraufhin weiteres Schmerzensgeld und die Erstattung von Haushaltsführungskosten. Die Beklagte zahlte bereits vorprozessual Schmerzensgeld und einen Teil der Haushaltsführungskosten, weigerte sich jedoch, weitere Zahlungen zu leisten.
- Kern des Rechtsstreits: Die Frage ist, ob dem Kläger ein weiteres Schmerzensgeld und ein höherer Betrag für Haushaltsführungsschaden zusteht als bereits erhalten, unter Berücksichtigung der Unfallfolgen und der verbleibenden Beeinträchtigungen.
Was wurde entschieden?
- Entscheidung: Der Beklagte wurde verurteilt, ein weiteres Schmerzensgeld in Höhe von 1.500 € sowie vorgerichtliche Anwaltskosten zu zahlen. Weitere Haushaltsführungskosten in Höhe von 1.293,92 € wurden anerkannt, jedoch war der Kläger mit einem Teil seiner Forderungen nicht erfolgreich.
- Begründung: Das Gericht stellte fest, dass dem Kläger aufgrund der Unfallverletzungen ein weiteres Schmerzensgeld zusteht, jedoch die geforderte Summe von 5.000 € abzüglich des Vorschusses nicht angemessen ist. Für die Haushaltsführungskosten wurden spezifischere Berechnungen angestellt, die zu einer geringeren Entschädigung als ursprünglich gefordert führten. Die vorgerichtlichen Anwaltskosten wurden auf einen niedrigeren Satz reduziert, da der Fall als durchschnittlich eingestuft wurde.
- Folgen: Der Kläger erhält die festgesetzten Beträge, muss jedoch die Kosten des Rechtsstreits anteilig tragen. Die Entscheidung zeigt die Grenzen der Entschädigung bei gestellten Forderungen im Kontext von Haushaltsführungskosten und Schmerzensgeld und bestätigt übliche Berechnungs- und Entscheidungsmaßstäbe. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung.
Verkehrsunfall: Herausforderungen bei Haushaltsführungsschäden und Schadensersatz
Ein Verkehrsunfall kann nicht nur körperliche Verletzungen verursachen, sondern auch weitreichende wirtschaftliche Schäden mit sich bringen. Zu diesen Schäden unter anderem der Haushaltsführungsschaden, der entsteht, wenn ein Unfallopfer aufgrund von Verletzungen nicht mehr in der Lage ist, seine alltäglichen Aufgaben zu erledigen. In solchen Fällen können erhebliche Ersatzansprüche geltend gemacht werden, um die Kosten für Unterstützung im Haushalt und mögliche Mietausfälle zu decken.
Ein zentraler Aspekt bei der Schadensbewertung ist die Nachweisführung der Unfallfolgen und der damit verbundenen Umorganisation im Alltag. Unfallopfer und deren Angehörige müssen oft komplexe rechtliche Fragen klären, um zu einem angemessenen Schmerzensgeld und Schadensersatz zu gelangen. Im Folgenden wird ein konkreter Fall analysiert, der die Herausforderungen und Aspekte eines fiktiven Haushaltsführungsschadens nach einem Verkehrsunfall beleuchtet.
Der Fall vor Gericht
Unfallbedingtes Schmerzensgeld und Haushaltsführungsschaden nach Motorradunfall zugesprochen
Das Landgericht Deggendorf hat einem Berufsschullehrer nach einem Motorradunfall weiteres Schmerzensgeld in Höhe von 1.500 Euro sowie einen zusätzlichen Haushaltsführungsschaden von 1.293,92 Euro zugesprochen. Der Kläger war im September 2011 in einem Kreisverkehr verunglückt, als ein PKW-Fahrer ihn übersah und es zur Kollision kam.
Schwere Verletzungen mit dauerhaften Folgen
Bei dem Unfall erlitt der Motorradfahrer eine Rippenserienfraktur sowie einen Schlüsselbeinbruch, der operativ mit einer Plattenostheosynthese versorgt werden musste. Nach einem einwöchigen Krankenhausaufenthalt folgten intensive Behandlungen mit Krankengymnastik und Neuropsychologie. Als Komplikation entwickelte sich eine Posttraumatische Schultersteife. Im April 2013 musste sich der Kläger einem weiteren Eingriff zur Metallentfernung unterziehen.
Dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen nachgewiesen
Der gerichtlich bestellte Sachverständige Dr. H. stellte in seinem Gutachten eine dauerhafte Minderung der Erwerbsfähigkeit von 10 Prozent sowie eine dauerhafte Behinderung in der Haushaltsführung von 14 Prozent fest. Der Kläger berichtete glaubhaft von anhaltenden Schmerzen bei bestimmten Belastungen wie Überkopfarbeit, dem Tragen von Getränkekisten oder beim Liegen auf der linken Seite.
Bemessung des Schmerzensgeldes und Haushaltsführungsschadens
Das Gericht bewertete die lange Arbeitsunfähigkeit bis Februar 2012 mit anschließender stufenweiser Wiedereingliederung sowie die erforderliche physiotherapeutische Behandlung. Unter Berücksichtigung der ADAC-Schmerzensgeldtabelle und vergleichbarer Fälle hielt das Gericht ein Gesamtschmerzensgeld von 11.500 Euro für angemessen. Da die Versicherung bereits 10.000 Euro gezahlt hatte, wurden weitere 1.500 Euro zugesprochen.
Der alleinstehende Kläger bewohnt ein Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche und 2.000 Quadratmetern Grundstück. Bei der Berechnung des Haushaltsführungsschadens stützte sich das Gericht auf das Tabellenwerk nach Schulz-Borck/Hoffmann und setzte für einen erwerbstätigen, alleinstehenden Mann eine Wochenarbeitszeit von 17,7 Stunden an. Für verschiedene Zeiträume wurden unterschiedliche Minderungsgrade zwischen 20 und 80 Prozent berücksichtigt. Nach Abzug bereits geleisteter Zahlungen sprach das Gericht weitere 1.293,92 Euro zu.
Vorgerichtliche Anwaltskosten teilweise erstattet
Das Gericht billigte dem Kläger auch die Erstattung vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten in Höhe von 899,41 Euro zu. Die geforderte erhöhte Gebühr wurde jedoch nicht gewährt, da es sich um einen durchschnittlichen Verkehrsunfall handele und keine besonderen rechtlichen oder tatsächlichen Schwierigkeiten vorlagen.
Die Schlüsselerkenntnisse
Das Urteil zeigt, dass auch alleinstehende Personen nach einem Unfall neben Schmerzensgeld einen Anspruch auf Ersatz des Haushaltsführungsschadens haben – selbst wenn keine Haushaltshilfe tatsächlich eingestellt wurde. Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes werden die konkreten Verletzungsfolgen, Behandlungsdauer und verbleibende Dauerschäden berücksichtigt. Die dauerhafte Minderung der Haushaltsführungsfähigkeit muss jedoch erheblich sein, bei geringeren Einschränkungen wird eine Umorganisation des Haushalts als zumutbar angesehen.
Was bedeutet das Urteil für Sie?
Wenn Sie nach einem unverschuldeten Unfall unter anhaltenden Verletzungsfolgen leiden, können Sie neben Schmerzensgeld auch Ersatz für Ihre Einschränkungen im Haushalt verlangen – selbst wenn Sie alleine leben und keine Haushaltshilfe beschäftigt haben. Die Versicherung muss Ihnen diese Kosten für die Zeit der akuten Verletzungsfolgen ersetzen. Bei dauerhaften Beeinträchtigungen müssen diese jedoch erheblich sein, damit ein weiterer Ersatz gerechtfertigt ist. Ihre konkreten Verletzungen, die Behandlungsdauer und bleibende Einschränkungen bestimmen dabei die Höhe der Entschädigung.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie wird die Höhe des Schmerzensgeldes nach einem Verkehrsunfall ermittelt?
Die Höhe des Schmerzensgeldes wird nach § 253 Abs. 2 BGB als „billige Entschädigung in Geld“ für körperliche und seelische Schmerzen sowie Beeinträchtigungen bestimmt. Es gibt keine festen Sätze, stattdessen erfolgt eine individuelle Bewertung jedes Einzelfalls.
Hauptkriterien für die Bemessung
Art und Schwere der Verletzungen spielen eine zentrale Rolle. Während ein einfaches Schleudertrauma durchschnittlich mit etwa 600 Euro entschädigt wird, können bei schwersten Verletzungen Beträge bis zu 700.000 Euro zugesprochen werden.
Die Dauer der Heilbehandlung fließt maßgeblich in die Bewertung ein. Ein längerer Krankenhausaufenthalt, mehrfache Operationen oder eine intensive Rehabilitation führen zu höheren Schmerzensgeldern.
Dauerfolgen und Lebensqualität
Bleibende Beeinträchtigungen werden besonders stark gewichtet. Dauerhafte Schäden wie chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder psychische Folgen erhöhen das Schmerzensgeld deutlich.
Die Auswirkungen auf die Lebensführung sind entscheidend. Wenn Sie Ihren Beruf nicht mehr ausüben können oder in Ihrer Freizeitgestaltung stark eingeschränkt sind, wirkt sich dies erhöhend auf das Schmerzensgeld aus.
Dokumentation und Nachweise
Die Beweissicherung ist von größter Bedeutung. Ärztliche Atteste, Behandlungsunterlagen und ein Schmerztagebuch sind wichtige Nachweise für die Bemessung des Schmerzensgeldes.
Die Rechtsprechung orientiert sich an Vergleichsfällen, verfährt aber bei schweren Verletzungen heute großzügiger als früher. Neben der Ausgleichsfunktion dient das Schmerzensgeld auch der Genugtuung, wobei das Verschulden des Unfallverursachers berücksichtigt wird.
Welche Ansprüche auf Haushaltsführungsschaden bestehen nach einem Unfall?
Ein Haushaltsführungsschaden entsteht, wenn Sie nach einem unverschuldeten Unfall Ihre Haushaltstätigkeiten nicht mehr oder nur eingeschränkt ausführen können. Der Anspruch basiert auf § 843 Abs. 1 BGB und steht Ihnen unabhängig von Ihrem Familienstand zu.
Voraussetzungen für den Anspruch
Der Anspruch besteht, wenn Sie unfallbedingt Ihre üblichen Haushaltstätigkeiten nicht mehr ausführen können. Dies gilt sowohl für vorübergehende als auch für dauerhafte Beeinträchtigungen. Die Einschränkungen müssen durch ein ärztliches Attest nachgewiesen werden.
Umfang der Entschädigung
Der Haushaltsführungsschaden umfasst sämtliche haushaltsbezogene Tätigkeiten wie:
- Reinigung der Wohnräume
- Wäschepflege
- Einkauf und Besorgungen
- Zubereitung von Mahlzeiten
- Gartenarbeit
- Betreuung von Familienangehörigen
Berechnung der Entschädigung
Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach dem Umfang Ihrer bisherigen Haushaltstätigkeiten und dem Grad der Beeinträchtigung. Ein Beispiel: Bei einem Bedarf von 3 Stunden täglich über 8 Wochen und einem Stundensatz von 8 Euro ergibt sich ein Anspruch von 1.344 Euro.
Besonderheiten bei der Geltendmachung
Sie können den Haushaltsführungsschaden auch dann geltend machen, wenn Familienangehörige die Arbeiten unentgeltlich übernehmen. Eine tatsächliche Einstellung einer Haushaltshilfe ist nicht erforderlich – der Anspruch besteht auch bei fiktiver Berechnung.
Ab wann sollte nach einem Verkehrsunfall ein Anwalt eingeschaltet werden?
Nach einem Verkehrsunfall ist eine unverzügliche rechtliche Unterstützung ratsam, idealerweise direkt nach dem Unfall. Dies gilt besonders, da die schadensrechtliche Abwicklung eines Verkehrsunfalls selbst bei der Beteiligung von nur zwei Fahrzeugen regelmäßig keinen einfach gelagerten Fall darstellt.
Zeitliche Dringlichkeit
Bei der Schadensregulierung müssen wichtige Fristen eingehalten werden. Als Unfallverursacher besteht eine Meldefrist von einer Woche gegenüber der eigenen Versicherung. Als Geschädigter sollten Ansprüche innerhalb von zwei Wochen bei der gegnerischen Versicherung angemeldet werden.
Beweissicherung
Die frühzeitige Beweissicherung ist entscheidend für die spätere Durchsetzung von Ansprüchen. Versicherungen setzen regelmäßig Experten ein, die nach Fallstricken im jeweiligen Einzelfall suchen. Eine nachträgliche Klärung von Konflikten gestaltet sich deutlich schwieriger, wenn nicht von Beginn an alle relevanten Beweise gesichert wurden.
Kommunikation mit Versicherungen
Die Versicherungen sind auf eigene Kostensenkung bedacht. Durch die komplexe Gesetzeslage und Rechtsprechung entstehen häufig unerwartete Komplikationen bei der Schadensregulierung. Der Bundesgerichtshof bestätigt, dass selbst bei eindeutiger Haftung die Schadenshöhe regelmäßig Schwierigkeiten bereitet.
Besondere Situationen
Eine sofortige rechtliche Unterstützung ist besonders wichtig bei:
- Unklarheiten zur Schuldfrage
- Personenschäden
- Streitigkeiten über die Schadenshöhe
- Kommunikationsproblemen mit der gegnerischen Versicherung
Welche medizinischen Gutachten sind für die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen erforderlich?
Bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden ist eine umfassende medizinische Begutachtung für die erfolgreiche Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen unerlässlich.
Erforderliche Gutachtenarten
Ein orthopädisches oder unfallchirurgisches Hauptgutachten bildet die Basis der medizinischen Dokumentation. Bei Zahnverletzungen wird dies durch ein zahnmedizinisches Zusatzgutachten ergänzt.
Ein biomechanisches Gutachten untersucht die Auswirkungen der Unfallkräfte auf den menschlichen Körper und stellt die Verbindung zwischen technischen Daten und medizinischen Befunden her.
Bei psychischen Unfallfolgen ist ein psychiatrisches Gutachten notwendig, besonders wenn posttraumatische Belastungsstörungen vorliegen.
Bedeutung für das Verfahren
Die medizinischen Gutachten dienen als Nachweis des kausalen Zusammenhangs zwischen Unfall und Verletzungen. Der Geschädigte muss dabei nachweisen, dass die Verletzungen unfallbedingt entstanden sind.
Ablauf der Begutachtung
Der medizinische Gutachter dokumentiert zunächst den Sachverhalt. Es folgt eine körperliche Untersuchung mit möglichen bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall. Vorhandene ärztliche Befunde werden in die Beurteilung einbezogen.
Kostenaspekte
Die Kosten für medizinische Gutachten bewegen sich zwischen 500 und mehreren tausend Euro. Bei unverschuldeten Unfällen übernimmt in der Regel die gegnerische Haftpflichtversicherung diese Kosten.
Wie lange kann man Schadensersatzansprüche nach einem Verkehrsunfall geltend machen?
Die reguläre Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche nach einem Verkehrsunfall beträgt drei Jahre. Diese Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem sich der Unfall ereignet hat und Sie Kenntnis vom Schädiger haben.
Fristbeginn und Beispiel
Wenn Sie einen Unfall im April 2024 haben, beginnt die Verjährungsfrist am 31.12.2024 und läuft bis zum 31.12.2027. Ist der Unfallverursacher zunächst unbekannt, beginnt die Frist erst mit Ablauf des Jahres, in dem Sie von seiner Identität erfahren.
Besondere Verjährungsfristen
Bei Verletzungen des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit gilt eine verlängerte Verjährungsfrist von 30 Jahren ab dem schädigenden Ereignis. Dies ist besonders relevant bei Spätfolgen oder erst später erkennbaren Gesundheitsschäden.
Hemmung der Verjährung
Die Verjährungsfrist kann gehemmt werden, wenn Sie mit der Versicherung des Unfallgegners in Verhandlungen stehen. Die Hemmung endet erst, wenn die Versicherung eine eindeutige und endgültige Erklärung zu Ihren Ansprüchen abgibt.
Spätfolgen und Nachforderungen
Auch wenn bereits eine Schmerzensgeldzahlung erfolgt ist, können Sie bei später auftretenden Folgen weitere Ansprüche geltend machen. Hierfür müssen Sie die Spätfolgen durch ärztliche Diagnosen nachweisen.
Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.
Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt
Haushaltsführungsschaden
Ein finanzieller Ausgleich für die Beeinträchtigung bei der Führung des eigenen Haushalts nach einem Unfall. Er entsteht, wenn Tätigkeiten wie Putzen, Kochen oder Gartenarbeit nicht mehr oder nur eingeschränkt ausgeführt werden können. Die Berechnung erfolgt nach speziellen Tabellen (z.B. Schulz-Borck/Hoffmann) und berücksichtigt Faktoren wie Haushaltsgröße und übliche Arbeitszeit. Gesetzliche Grundlage ist § 843 BGB. Beispiel: Ein Unfallopfer kann wegen einer Schulterverletzung keine Überkopfarbeiten mehr ausführen und muss Hilfe für das Fensterputzen engagieren.
Schmerzensgeld
Eine finanzielle Entschädigung für körperliche und seelische Leiden nach einer Verletzung. Es soll sowohl eine Ausgleichs- als auch eine Genugtuungsfunktion erfüllen. Die Höhe richtet sich nach Art, Schwere und Dauer der Verletzungen sowie nach Vergleichsfällen (z.B. ADAC-Schmerzensgeldtabelle). Rechtliche Grundlage ist § 253 Abs. 2 BGB. Beispiel: Ein Unfallopfer erhält wegen anhaltender Schmerzen und bleibender Bewegungseinschränkungen 11.500 Euro Schmerzensgeld.
Minderung der Erwerbsfähigkeit
Ein medizinisch-juristischer Begriff, der den Grad der Beeinträchtigung der beruflichen Leistungsfähigkeit nach einem Unfall oder einer Krankheit in Prozent ausdrückt. Wird von medizinischen Sachverständigen festgestellt und ist wichtig für Schadensersatzansprüche und Versicherungsleistungen. Grundlage ist § 56 SGB VII. Beispiel: Eine dauerhafte Schulterverletzung führt zu einer 10-prozentigen Minderung der Erwerbsfähigkeit bei einem Lehrer.
Plattenostheosynthese
Ein chirurgischer Eingriff zur Stabilisierung von Knochenbrüchen mittels einer Metallplatte, die mit Schrauben am Knochen befestigt wird. Diese Behandlungsmethode wird häufig bei Schlüsselbein- oder komplexen Brüchen eingesetzt, um eine optimale Heilung zu gewährleisten. Nach der Heilung kann eine zweite Operation zur Metallentfernung erforderlich sein. Rechtlich relevant für die Bewertung der Verletzungsschwere und des Schmerzensgeldes nach § 253 BGB.
Posttraumatische Schultersteife
Eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Schultergelenks, die sich nach Verletzungen oder Operationen entwickeln kann. Führt zu erheblichen Einschränkungen bei Alltagsbewegungen, besonders bei Überkopfarbeiten. Die Behandlung erfolgt durch Physiotherapie und kann mehrere Monate dauern. Relevant für die Bemessung von Schmerzensgeld und Schadensersatz nach §§ 249 ff. BGB. Beispiel: Nach einem Schlüsselbeinbruch entwickelt sich eine dauerhafte Bewegungseinschränkung der Schulter.
Wichtige Rechtsgrundlagen
- § 823 BGB (Schadensersatzpflicht): Dieser Paragraph regelt die deliktische Haftung, wonach jemand, der einem anderen vorsätzlich oder fahrlässig einen Schaden zufügt, zum Ersatz des Schadens verpflichtet ist. Im vorliegenden Fall hat der Unfallverursacher, dessen PKW bei der Beklagten versichert war, fahrlässig gehandelt, indem er den Kläger im Kreisverkehr übersah. Diestrittige Haftung der Beklagten aufgrund des Verkehrsunfalls stützt die Ansprüche des Klägers auf Schadensersatz und Schmerzensgeld.
- § 853 BGB (Schadensersatz wegen Verletzung eines absoluten Rechts): Hierbei handelt es sich um Vorschriften, die den Anspruch auf Schadensersatz bei der Verletzung von Rechten des Klägers regeln. Der Kläger hat durch den Unfall nicht nur körperliche Verletzungen erlitten, sondern auch an seinem Recht auf körperliche Unversehrtheit. Die Anerkennung eines weiteren Schmerzensgeldes in Höhe von 1.500 € zeigt, dass der Kläger durch die Schäden in seinem Recht beeinträchtigt wurde.
- § 249 BGB (Wiederherstellung des früheren Zustands): Dieser Paragraph legt fest, dass der Geschädigte so zu stellen ist, als wäre das schädigende Ereignis nicht eingetreten. In diesem Fall bedeutet dies, dass der Kläger Anspruch auf Schmerzensgeld und die Erstattung der Kosten für die Haushaltsführung hat, die durch seine Verletzungen entstanden sind. Der zugesprochene Haushaltsführungsschaden in Höhe von 1.293,92 € ist eine direkte Folge der Verletzung, die auch die Fähigkeit des Klägers zur Selbstversorgung angeht.
- § 14 StVG (Haftung des Fahrzeughalters): Nach dieser Vorschrift haftet der Halter eines Fahrzeugs, wenn jemand durch den Betrieb des Fahrzeugs geschädigt wird. Da der Kläger in einem Verkehrsunfall mit einem Fahrzeug geschädigt wurde, ist diese Norm von zentraler Bedeutung, da die Beklagte als Versicherer des Fahrzeugs für die an den Kläger zu haften hat. Dies untermauert die Klage des Klägers aufgrund der nachgewiesenen Unfallschaden.
- § 3 PflBG (Gesetz über die Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter): Dieses Gesetz regelt die gesetzliche Pflicht für Fahrzeughalter, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Die Beklagte, als Haftpflichtversicherer des unfallverursachenden Fahrzeugs, ist durch dieses Gesetz verpflichtet, die vom Kläger geltend gemachten Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadensersatz zu erfüllen. Diese rechtliche Grundlage ist essenziell, um die Ansprüche des Klägers auf Grundlage der bereits erfolgten Zahlungen und der Höhe weiterer Forderungen zu verstehen.
Das vorliegende Urteil
Landgericht Deggendorf – Az.: 23 O 417/13 – Endurteil vom 10.11.2014
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