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Verkehrsunfall – Verdienstausfallschaden bei Abgabe einer Teilabfindungserklärung

Ein Mann, der 2002 einen schweren Verkehrsunfall erlitt, scheiterte vor dem Landgericht Würzburg mit dem Versuch, seine Entschädigungszahlungen nachträglich aufzustocken. Er argumentierte, dass seine Karriere durch den Unfall einen anderen Verlauf genommen habe als ursprünglich prognostiziert und forderte einen deutlich höheren Verdienstausfall. Das Gericht entschied jedoch zugunsten der Versicherung, da die ursprüngliche Vereinbarung aus dem Jahr 2007 bindend sei.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Würzburg
  • Datum: 03.07.2023
  • Aktenzeichen: 73 O 1846/22
  • Verfahrensart: Zivilklageverfahren
  • Rechtsbereiche: Schadensersatzrecht, Vertragsrecht

Beteiligte Parteien:

  • Kläger: Der Kläger erlitt bei einem Verkehrsunfall ein schweres Trauma und streitet nun um die Höhe des ihm zustehenden Verdienstausfallschadens. Er argumentiert, dass ihm ein höherer Schadensersatz zusteht als bisher vereinbart und gezahlt. Er beansprucht auch, dass eine Karriere in der Unternehmensberatung wahrscheinlicher gewesen wäre.
  • Beklagte: Die Beklagte ist die Versicherung des unfallverursachenden Fahrzeugs. Sie hält die Vereinbarungen in der während der Schadensabwicklung getroffenen Teilabfindungserklärung für bindend und argumentiert, dass diese alle Ansprüche regelt, mit Ausnahme der vertraglich zugestandenen Anpassung an Inflation.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Der Kläger erlitt 2002 bei einem Verkehrsunfall ein Schädel-Hirn-Trauma und vereinbarte 2007 mit der Versicherung der Beklagten eine Abfindung, die den Verdienstausfallschaden abdeckt. Später verlangt er jedoch höhere Zahlungen, die seiner Meinung nach aufgrund seiner Karriereentwicklung gerechtfertigt sind.
  • Kern des Rechtsstreits: Der Kläger bestreitet die Angemessenheit der vereinbarten Berechnung des Verdienstausfalls. Er fordert eine Neufestlegung dieser Berechnung aufgrund eines veränderten Karriereverlaufs und der angenommenen Möglichkeit einer höheren Position in der Unternehmensberatung. Die Beklagte beruft sich auf die ursprüngliche Abfindungserklärung und hält diese für abschließend.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die Klage wurde abgewiesen.
  • Begründung: Die Teilabfindungserklärung wurde als umfassende und abschließende Vereinbarung über den Verdienstausfallschaden betrachtet. Ergänzend gibt es einen vertraglichen Anspruch auf Inflationsanpassung, der erfüllt wurde. Alle weiteren Ansprüche sind somit unbegründet. Außerdem wird eine Neuberechnung nicht zugelassen, da diese der vertraglichen Abmachung widerspricht.
  • Folgen: Der Kläger trägt die Kosten des Rechtsstreits. Das Urteil bestätigt, dass die in der Teilabfindungserklärung getroffenen Vereinbarungen weiterhin bindend und rechtlich durchgesetzt sind, einschließlich der vertraglichen Regelung über Inflationsanpassungen. Weitere Deliktische Ansprüche werden aufgrund der geschlossenen vertraglichen Vereinbarungen ausgeschlossen. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar.

Verdienstausfallschaden nach Verkehrsunfall: Ein Leitfaden für Geschädigte

Unfälle im Straßenverkehr können weitreichende Folgen haben, die oft über körperliche Verletzungen hinausgehen. Neben den unmittelbaren Kosten für Heilbehandlung, Gutachterkosten und Schmerzensgeld müssen viele betroffene Personen sich mit dem Thema Verdienstausfallschaden auseinandersetzen. Dieser bezieht sich auf den Einkommensverlust, der durch eine Verletzung nach einem Verkehrsunfall entsteht und ist ein zentraler Schadensersatzanspruch, den Geschädigte geltend machen können.

In vielen Fällen entscheiden sich Verletzte, eine Teilabfindungserklärung abzugeben, um kurzfristig finanzielle Entlastung zu erhalten. Dabei ist es wichtig, die rechtlichen Implikationen zu verstehen, da dies Auswirkungen auf die Schadensregulierung und zukünftige Ersatzansprüche haben kann. Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der verdeutlicht, wie solche Situation rechtlich bewertet wird.

Der Fall vor Gericht


Schadensberechnung nach schwerem Verkehrsunfall: LG Würzburg weist Klage auf höheren Verdienstausfall ab

Mann in Hemd unterzeichnet Teilabfindungsvereinbarung in Büro, Frau in Anzug daneben.
Schadensregulierung und Verdienstausfallschaden nach Verkehrsunfall | Symbolfoto: Flux gen.

Das Landgericht Würzburg hat die Klage eines Unfallopfers auf höheren Verdienstausfall nach einem schweren Verkehrsunfall abgewiesen. Der Kläger hatte nach einem Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades aus dem Jahr 2002 die bereits vereinbarte Schadensregulierung neu berechnen lassen wollen.

Verbindliche Teilabfindung regelt Verdienstausfall

Im Jahr 2007 schlossen der geschädigte Kläger und die Versicherung des Unfallverursachers eine Teilabfindungsvereinbarung über 237.500 Euro. Diese regelte die Schadensregulierung umfassend, ließ aber den Nettoverdienstausfall ab 2008 ausdrücklich offen. Für dessen Berechnung wurde ein Gutachten zugrunde gelegt, das die beruflichen Perspektiven des damaligen Promotionsstudenten der Betriebswirtschaft detailliert analysierte. Die Versicherung zahlte daraufhin neben der Abfindung einen monatlichen Verdienstausfall, der zwischen 2017 und 2022 bei 2.926,99 Euro lag.

Streit um berufliche Entwicklung

Der Kläger machte geltend, ihm stehe ein deutlich höherer Verdienstausfall zu. Er hätte statt einer Festanstellung eine Karriere in der Unternehmens- und Technologieberatung eingeschlagen. Zur Untermauerung legte er ein selbst beauftragtes Gutachten vor, das von dieser Annahme ausging. Die beklagte Versicherung verwies hingegen darauf, dass der Kläger eine solche Karriere nie angestrebt habe. Dies werde durch seine dokumentierten Aussagen im ursprünglichen Gutachten von 2007 belegt.

Gericht: Vertragliche Regelung ist bindend

Das Landgericht sah die Teilabfindungsvereinbarung als verbindlich an. Die darin getroffene Regelung zum Verdienstausfall basiere auf den damaligen Angaben des Klägers zu seinen Karrierezielen. Ein späteres Ausweichen auf deliktische Ansprüche, um eine Neuberechnung zu erreichen, sei nicht zulässig. Dies würde die vertragliche Vereinbarung aushöhlen.

Die Versicherung hatte zwischenzeitlich eine Anpassung der monatlichen Zahlungen auf Basis eines aktualisierten Gutachtens vorgenommen. Dieses berücksichtigte sowohl eine mögliche Festanstellung als auch eine Tätigkeit in der Unternehmensberatung. Ab März 2023 erhöhte sich die monatliche Zahlung auf 3.307,03 Euro. Diese Anpassung entspreche nach Ansicht des Gerichts den vertraglichen Verpflichtungen.

Umfassende Klageabweisung

Das Gericht wies nicht nur die Forderung nach höherem Verdienstausfall ab, sondern auch die weiteren Anträge des Klägers. Dazu gehörten die Übernahme zusätzlicher Steuern und Sozialabgaben, eine weitere Erhöhung der laufenden Zahlungen sowie deren künftige Anpassung an Tarifabschlüsse der Metall- und Elektroindustrie. Auch die Erstattung der Kosten für das selbstständige Beweisverfahren und vorgerichtliche Anwaltskosten wurde abgelehnt.


Die Schlüsselerkenntnisse


Das Urteil verdeutlicht die hohen Anforderungen an die Bestimmtheit von Klageanträgen im Zusammenhang mit Unfallschäden und Verdienstausfällen. Es betont die Bedeutung klarer vertraglicher Vereinbarungen bei Abfindungserklärungen und deren Auslegung. Besonders wichtig ist die Erkenntnis, dass nachträgliche Anpassungen von bereits getroffenen Vereinbarungen nur unter sehr engen Voraussetzungen möglich sind und eine planwidrige Regelungslücke voraussetzen.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie nach einem Verkehrsunfall eine Abfindungsvereinbarung mit einer Versicherung treffen, müssen Sie besonders sorgfältig auf die genaue Formulierung der Vereinbarung achten und mögliche zukünftige Entwicklungen berücksichtigen. Spätere Anpassungen der vereinbarten Zahlungen sind nur sehr eingeschränkt möglich, selbst wenn sich Ihre wirtschaftliche Situation anders entwickelt als erwartet. Bei der Berechnung von Verdienstausfallschäden sollten Sie sich frühzeitig fachkundige Unterstützung holen und verschiedene Szenarien der beruflichen Entwicklung durchspielen. Besonders wichtig ist es, Vereinbarungen über zukünftige Anpassungsmöglichkeiten bereits in der ursprünglichen Abfindungsvereinbarung festzuhalten.


Gerechte Entschädigung nach einem Unfall?

Das Urteil zeigt, wie wichtig eine sorgfältige Vertragsgestaltung nach einem Unfall ist. Unklare Formulierungen oder fehlende Regelungen können weitreichende Folgen haben und Ihre Ansprüche schmälern. Gerade bei der Berechnung des Verdienstausfalls ist es entscheidend, alle Eventualitäten zu bedenken und Ihre Interessen zu wahren. In solchen Situationen ist es ratsam, sich frühzeitig rechtlichen Beistand zu suchen, um die Weichen für eine optimale Entschädigung zu stellen. Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihre Rechte zu verstehen und bestmöglich durchzusetzen.
Fordern Sie unsere Ersteinschätzung an!


FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Thema

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche rechtlichen Folgen hat eine Teilabfindungsvereinbarung bei Verkehrsunfällen?

Eine Teilabfindungsvereinbarung bei Verkehrsunfällen regelt die teilweise Abgeltung bestimmter Schadensersatzansprüche durch eine einmalige Zahlung, während andere Ansprüche ausdrücklich vorbehalten bleiben.

Rechtliche Bindungswirkung

Die Teilabfindung entfaltet ihre Bindungswirkung nur für die konkret benannten Schadenspositionen. Wenn Sie eine solche Vereinbarung unterzeichnen, bleiben Ihre Ansprüche für nicht erfasste Schäden bestehen. Die Teilabfindung muss dabei präzise definieren, welche Schäden abgegolten sind und welche ausdrücklich vorbehalten bleiben.

Verjährungsaspekte

Trotz eines vereinbarten Vorbehalts in der Teilabfindung müssen Sie die Verjährungsfristen beachten. Ein bloßer Vorbehalt für Spätschäden bedeutet noch keine automatische Befreiung von der Verjährungseinrede. Sie sollten daher darauf achten, dass die Teilabfindung mit einem entsprechenden Verjährungsverzicht verbunden wird.

Auswirkungen auf Versicherungsleistungen

Bei einer Teilabfindung ergeben sich besondere Konsequenzen für Ihre Versicherungsansprüche. Wenn Sie privat krankenversichert sind, können durch eine ungünstig formulierte Teilabfindung Ihre Leistungsansprüche gegenüber der Krankenversicherung gefährdet werden. Die Versicherung könnte ihre Leistungen wegen einer Obliegenheitsverletzung kürzen, wenn durch die Teilabfindung ihre Regressmöglichkeiten beeinträchtigt werden.

Spätfolgen und Nachforderungen

Eine Teilabfindung ermöglicht weitere Schmerzensgeldzahlungen für Verletzungen, die nicht von der Abfindung erfasst sind. Allerdings müssen mögliche Spätfolgen in der Vereinbarung konkret definiert werden. Ohne präzise Definition könnte die Versicherung den Zusammenhang mit der ursprünglichen Verletzung bestreiten und weitere Ansprüche ablehnen.

Bei einem gemeinsamen Irrtum über Berechnungsgrundlagen kann die Teilabfindung unter bestimmten Voraussetzungen angepasst werden. Dies gilt besonders dann, wenn der Irrtum von erheblicher wirtschaftlicher Tragweite ist und die Berechnungsposition den Inhalt der Abfindungsvereinbarung maßgeblich beeinflusst hat.


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Wie wird der monatliche Verdienstausfall nach einem Verkehrsunfall berechnet?

Die Berechnung des monatlichen Verdienstausfalls nach einem Verkehrsunfall erfolgt in der Regel auf Basis des entgangenen Einkommens. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, um den tatsächlichen wirtschaftlichen Schaden zu ermitteln.

Grundlage der Berechnung

Für die Berechnung des Verdienstausfalls wird zunächst Ihr Einkommen vor dem Unfall herangezogen. Bei Angestellten dienen in der Regel die Einkommensnachweise des letzten Jahres als Grundlage. Wenn Sie selbstständig sind, wird ein Vergleich gezogen zwischen dem, was Sie ohne den Unfall verdient hätten, und Ihrem tatsächlichen Verdienst nach dem Unfall.

Berücksichtigung der Lohnfortzahlung

Wenn Sie angestellt sind, erhalten Sie in den ersten sechs Wochen nach dem Unfall eine Lohnfortzahlung von Ihrem Arbeitgeber. In dieser Zeit entsteht Ihnen kein Verdienstausfall, der geltend gemacht werden kann. Erst nach Ablauf dieser Frist beginnt die Berechnung des Verdienstausfalls.

Berechnung nach der Lohnfortzahlung

Nach den ersten sechs Wochen wird die Differenz zwischen Ihrem regulären Einkommen und den erhaltenen Leistungen (z.B. Krankengeld) als Verdienstausfall berechnet. Ein Beispiel: Wenn Ihr monatliches Bruttoeinkommen 3.500 Euro beträgt und Sie Krankengeld in Höhe von 2.450 Euro erhalten, beträgt Ihr monatlicher Verdienstausfall 1.050 Euro.

Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen

Bei der Berechnung werden auch potenzielle zukünftige Entwicklungen Ihres Einkommens berücksichtigt. Dazu gehören mögliche Gehaltserhöhungen, Beförderungen oder Karrierechancen, die Sie ohne den Unfall gehabt hätten. Um diese Faktoren geltend zu machen, ist es wichtig, dass Sie entsprechende Nachweise oder plausible Begründungen vorlegen können.

Dokumentation für die Schadensberechnung

Für eine akkurate Berechnung Ihres Verdienstausfalls ist eine sorgfältige Dokumentation unerlässlich. Sammeln Sie alle relevanten Unterlagen wie Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheide und Arbeitsverträge. Wenn Sie selbstständig sind, sollten Sie Geschäftsunterlagen, Auftragsbücher und Gewinnprognosen bereithalten.

Berechnungsmethoden

In der Rechtsprechung haben sich zwei Hauptmethoden zur Berechnung des Verdienstausfalls etabliert: die Bruttolohnmethode und die Nettolohnmethode. Bei der Bruttolohnmethode wird von Ihrem Bruttoverdienst ausgegangen, und Vorteile durch wegfallende Sozialabgaben und Steuern werden im Wege des Vorteilsausgleichs berücksichtigt. Die Nettolohnmethode hingegen basiert auf Ihrem Nettoeinkommen vor dem Unfall.

Wenn Sie einen Verkehrsunfall erlitten haben und einen Verdienstausfall geltend machen möchten, ist es ratsam, alle relevanten Unterlagen sorgfältig zu sammeln und aufzubewahren. Eine genaue Dokumentation Ihrer finanziellen Situation vor und nach dem Unfall wird Ihnen helfen, Ihren Anspruch auf Verdienstausfall angemessen zu begründen und durchzusetzen.


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Wann können Verdienstausfallzahlungen nach einem Unfall angepasst werden?

Verdienstausfallzahlungen nach einem Unfall können unter bestimmten Umständen angepasst werden. Dies ist insbesondere der Fall, wenn sich die Grundlagen für die ursprüngliche Berechnung des Verdienstausfalls wesentlich geändert haben.

Änderung der gesundheitlichen Situation

Eine Anpassung ist möglich, wenn sich Ihr Gesundheitszustand signifikant verbessert oder verschlechtert hat. Wenn Sie beispielsweise nach einer Teilgenesung wieder mehr arbeiten können als zunächst angenommen, kann die Versicherung eine Reduzierung der Zahlungen beantragen. Umgekehrt können Sie bei einer Verschlechterung Ihres Zustands eine Erhöhung der Zahlungen fordern.

Veränderungen in der beruflichen Situation

Auch Änderungen in Ihrer beruflichen Situation können eine Anpassung rechtfertigen. Wenn Sie ohne den Unfall eine Beförderung oder Gehaltserhöhung erhalten hätten, kann dies zu einer Erhöhung der Verdienstausfallzahlungen führen. Umgekehrt kann eine allgemeine wirtschaftliche Verschlechterung in Ihrer Branche zu einer Reduzierung führen.

Rechtliche Grundlage für Anpassungen

Die rechtliche Grundlage für Anpassungen von Verdienstausfallzahlungen findet sich in § 323 ZPO (Zivilprozessordnung). Diese Vorschrift ermöglicht eine Abänderung von Urteilen oder Vergleichen über wiederkehrende Leistungen, wenn sich die Verhältnisse wesentlich geändert haben.

Notwendige Nachweise

Um eine Anpassung der Verdienstausfallzahlungen zu erreichen, müssen Sie die Veränderung Ihrer Situation nachweisen. Dies kann folgende Dokumente umfassen:

  • Ärztliche Gutachten zur Veränderung Ihres Gesundheitszustands
  • Gehaltsabrechnungen oder Arbeitsverträge, die eine Veränderung Ihrer beruflichen Situation belegen
  • Wirtschaftliche Daten, die Veränderungen in Ihrer Branche aufzeigen

Vorgehen bei Anpassungswunsch

Wenn Sie eine Anpassung Ihrer Verdienstausfallzahlungen für notwendig halten, sollten Sie zunächst Kontakt mit der zahlenden Versicherung aufnehmen. Legen Sie Ihre Gründe dar und reichen Sie entsprechende Nachweise ein. Sollte keine Einigung erzielt werden, kann eine gerichtliche Klärung notwendig werden.

Beachten Sie, dass die Anpassung von Verdienstausfallzahlungen ein komplexer Prozess sein kann, der eine sorgfältige Dokumentation und Begründung erfordert. Die Versicherung wird Ihre Ansprüche genau prüfen, bevor sie einer Anpassung zustimmt.


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Welche Rolle spielen Gutachten bei der Feststellung des Verdienstausfalls?

Gutachten spielen eine entscheidende Rolle bei der Feststellung des Verdienstausfalls nach einem Verkehrsunfall. Sie dienen als objektive Beweismittel und bilden oft die Grundlage für Gerichtsentscheidungen und Verhandlungen mit Versicherungen.

Arten von Gutachten

Bei der Ermittlung des Verdienstausfalls kommen verschiedene Gutachtenarten zum Einsatz:

  1. Medizinische Gutachten: Diese bewerten Ihre Verletzungen und die daraus resultierende Arbeitsunfähigkeit. Ein ärztliches Attest allein reicht oft nicht aus, besonders wenn es um längerfristige Ausfälle geht.
  2. Unfallanalytische Gutachten: Sie rekonstruieren den Unfallhergang und können Aufschluss über die Schwere der Verletzungen geben.
  3. Betriebswirtschaftliche Gutachten: Besonders wichtig für Selbstständige, um den tatsächlichen finanziellen Schaden zu beziffern.

Beweiskraft von Gutachten

Die Beweiskraft eines Gutachtens hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Qualifikation des Gutachters: Je anerkannter der Experte, desto höher die Glaubwürdigkeit des Gutachtens.
  • Detailgrad und Nachvollziehbarkeit: Ein gut strukturiertes, ausführliches Gutachten hat vor Gericht mehr Gewicht.
  • Aktualität: Neuere Gutachten, die den aktuellen Gesundheitszustand widerspiegeln, sind besonders relevant.

Einfluss auf Gerichtsentscheidungen

Gerichte stützen ihre Entscheidungen oft maßgeblich auf Gutachten. Wenn Sie einen Verdienstausfall geltend machen, kann ein fundiertes Gutachten Ihren Anspruch erheblich stärken. Beachten Sie jedoch: Auch wenn ein Gutachten Ihre Arbeitsunfähigkeit bestätigt, kann das Gericht andere Faktoren berücksichtigen. Ein aktuelles BGH-Urteil besagt, dass Ihr Anspruch auf Verdienstausfall auch dann bestehen kann, wenn Sie objektiv arbeitsfähig waren, aber berechtigterweise auf die ärztliche Bescheinigung vertraut haben.

Bedeutung für die Schadensregulierung

Für die Versicherungen sind Gutachten oft der Ausgangspunkt für Verhandlungen. Ein detailliertes Gutachten kann Ihnen helfen, Ihre Ansprüche durchzusetzen und eine angemessene Entschädigung zu erhalten. Besonders bei komplexen Fällen oder hohen Schadenssummen legen Versicherungen großen Wert auf gutachterliche Einschätzungen.

Wenn Sie nach einem Unfall Verdienstausfall geltend machen möchten, ist es ratsam, frühzeitig entsprechende Gutachten einzuholen. Diese können Ihnen nicht nur bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche helfen, sondern auch eine realistische Einschätzung Ihrer Situation ermöglichen.


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Was muss bei der Dokumentation der beruflichen Ziele nach einem Unfall beachtet werden?

Die Dokumentation beruflicher Ziele nach einem Unfall erfordert eine lückenlose und professionelle Erfassung aller relevanten Informationen. Wenn Sie einen Unfall hatten, müssen Sie diesen sofort und schriftlich Ihrem Arbeitgeber melden.

Erforderliche Dokumentation

Bei der Unfallmeldung müssen Sie Zeit, Ort und genauen Unfallhergang festhalten. Die Dokumentation muss den Namen der verletzten Person, Art und Schwere der Verletzung sowie durchgeführte Erste-Hilfe-Maßnahmen enthalten. Diese Angaben sind mindestens fünf Jahre aufzubewahren.

Besonderheiten für Selbstständige

Wenn Sie selbstständig tätig sind, benötigen Sie für die Dokumentation:

  • Detaillierte betriebswirtschaftliche Auswertungen der letzten Jahre vor dem Unfall
  • Aufzeichnungen über konkrete Arbeits- und Ausfallzeiten
  • Nachweise über entgangene Aufträge
  • Einnahmen-Überschuss-Rechnungen und Steuererklärungen

Digitale Dokumentation

Die Unfallmeldung erfolgt heute durch elektronische Datenübertragung. Die Datenübertragung muss verschlüsselt sein und den aktuellen datenschutzrechtlichen Vorgaben entsprechen. Wenn Sie im Homeoffice einen Unfall erleiden, sollten Sie den Vorfall besonders ausführlich beschreiben und wenn möglich Fotos beifügen.

Medizinische Dokumentation

Nach dem Unfall müssen Sie einen Durchgangsarzt aufsuchen, der den Unfall bei der zuständigen Unfallkasse oder Berufsgenossenschaft meldet. Die ärztliche Dokumentation sollte sorgfältig und detailliert sein und darf keine unbestimmten Formulierungen wie „Zustand nach…“ oder „Verdacht auf…“ enthalten.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar - Juristische Fachbegriffe kurz und knapp einfach erklärt

Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Teilabfindungserklärung

Eine Teilabfindungserklärung ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen einem Geschädigten und einer Versicherung, bei der ein Teil des Schadens durch eine einmalige Zahlung abgegolten wird, während andere Ansprüche offen bleiben. Sie basiert auf § 779 BGB (Vergleich). Im Unterschied zur vollständigen Abfindung bleiben bestimmte Schadensposten weiterhin regulierbar. Beispiel: Nach einem Unfall wird eine Einmalzahlung für Schmerzensgeld vereinbart, während künftige Verdienstausfälle monatlich weitergezahlt werden. Dies bietet dem Geschädigten kurzfristig finanzielle Sicherheit, bindet ihn aber auch an die getroffenen Festlegungen.


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Verdienstausfallschaden

Der Verdienstausfallschaden umfasst den finanziellen Verlust, den jemand durch die unfallbedingte Einschränkung seiner Arbeitsfähigkeit erleidet. Dieser Anspruch basiert auf §§ 249, 252 BGB und beinhaltet sowohl den konkreten Einkommensverlust als auch entgangene berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Die Berechnung erfolgt als Differenz zwischen dem hypothetischen Einkommen ohne Unfall und dem tatsächlich erzielbaren Einkommen. Beispiel: Ein Handwerker kann nach einem Unfall nur noch Bürotätigkeiten ausüben und verdient dadurch monatlich 1.000 Euro weniger.


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Nettoverdienstausfall

Der Nettoverdienstausfall bezeichnet den tatsächlichen Einkommensverlust nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, der dem Geschädigten durch den Unfall entsteht. Die Berechnung basiert auf § 287 ZPO und berücksichtigt die konkrete steuerliche Situation des Geschädigten. Im Gegensatz zum Bruttoverdienstausfall spiegelt er den realen finanziellen Schaden wider. Beispiel: Bei einem Bruttogehalt von 4.000 Euro und einem Nettobezug von 2.500 Euro ist bei vollständiger Arbeitsunfähigkeit der Nettoverdienstausfall von 2.500 Euro monatlich zu ersetzen.


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Deliktische Ansprüche

Deliktische Ansprüche sind Schadensersatzforderungen, die aus einer unerlaubten Handlung entstehen, unabhängig von vertraglichen Beziehungen. Sie basieren auf §§ 823 ff. BGB und setzen ein rechtswidriges, schuldhaftes Verhalten voraus. Bei Verkehrsunfällen sind sie die zentrale Anspruchsgrundlage für Schadensersatz neben eventuellen vertraglichen Ansprüchen. Beispiel: Ein Autofahrer verletzt durch fahrlässiges Verhalten einen Fußgänger und muss für dessen Schäden aufkommen.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 280 BGB (Schadensersatz wegen Pflichtverletzung): Dieser Paragraph regelt den allgemeinen Anspruch auf Schadensersatz, wenn jemand eine Pflicht aus einem Schuldverhältnis verletzt. Dazu gehört auch die Pflicht der Versicherung, den Schaden des Unfallopfers zu ersetzen. Im vorliegenden Fall geht es darum, ob die Versicherung ihre Pflicht zur vollständigen Entschädigung des Verdienstausfalls verletzt hat, indem sie sich auf die ursprüngliche Vereinbarung beruft und die nachträgliche Erhöhung ablehnt.
  • § 311 BGB (Vertragstypische Pflichten beim Schuldverhältnis): Dieser Paragraph beschreibt, dass durch einen Vertrag nicht nur die ausdrücklich vereinbarten Pflichten entstehen, sondern auch solche, die sich aus dem Zweck des Vertrages, der Verkehrssitte und dem Grundsatz von Treu und Glauben ergeben. Im Fall des Unfallopfers könnte argumentiert werden, dass die Versicherung über die ausdrücklich geregelten Zahlungen hinausgehend eine Pflicht zur Anpassung der Entschädigung hat, wenn sich die Lebensumstände des Geschädigten wesentlich ändern.
  • § 249 BGB (Art und Umfang des Schadensersatzes): Dieser Paragraph legt fest, dass der Geschädigte so gestellt werden muss, wie er stehen würde, wenn der Unfall nicht passiert wäre. Im vorliegenden Fall ist strittig, wie der Verdienstausfall des Klägers zu berechnen ist und welche berufliche Entwicklung ohne den Unfall zu erwarten gewesen wäre. Hierbei spielen die Grundsätze der hypothetischen Kausalität und der objektiven Beweislast eine Rolle.
  • § 812 BGB (Herausgabeanspruch): Dieser Paragraph regelt die Rückforderung einer ungerechtfertigten Bereicherung. Im Kontext des Urteils könnte dieser Paragraph relevant werden, wenn eine Partei – entweder der Kläger oder die Versicherung – Leistungen erhalten hat, die ihr nach der endgültigen rechtlichen Beurteilung nicht zustehen.
  • § 275 BGB (Unmöglichkeit): Dieser Paragraph befasst sich mit der Unmöglichkeit der Leistung. Im vorliegenden Fall könnte argumentiert werden, dass die genaue Berechnung des zukünftigen Verdienstausfalls unmöglich ist, da sich die berufliche Entwicklung des Klägers nicht mit Sicherheit vorhersagen lässt. Dies kann Einfluss auf die Art und Weise der Schadensberechnung haben.

Das vorliegende Urteil


LG Würzburg – Az.: 73 O 1846/22 – Endurteil vom 03.07.2023


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